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Der Duden berlinert.

© Jens Kalaene/dpa

Wörterbuch der deutschen Sprache: Ein dicker Fehler im neuen Duden

Jetzt ist der da. Der neue Duden in seiner 27. Auflage, mit 1264 Seiten, mit 5000 neuen Wörtern. Und einem Fehler. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lutz Haverkamp

Der normal halbwegs gebildete Deutsch sprechende Mensch kennt angeblich 4000 bis 10.000 Wörter, im analogen Alltag benutzt er gerademal 400 bis 800 davon, online sind es noch weniger – um die 200, sagt die Wissenschaft. Und allzu oft müssen 140 Zeichen reichen. Schon ziemlich verrückt, diese Verschwendung von Humankapital.

Und dabei gibt es jede Menge Luft nach oben. Im neuen Standardwerk der deutschen Rechtschreibung sind nun insgesamt 145.000 Wörter aufgelistet. Der Duden ist gerade in seiner 27. Auflage erschienen und hat 1264 Seiten. Das Problem: 5000 neue Stichwörter stehen drin. Also ungefähr 1000 mehr als der eher ungebildete Deutschsprachler überhaupt kennt und rund sechs mal so viele, wie selbst eloquente Klugscheißer und Dampfplauderer so im Alltag nutzen. Von Internetnutzern mal ganz abgesehen. Das müssen in der Duden-Logik ziemlich wortkarge Würstchen sein.

Neu im Duden sind so Wörter wie Emoji und Späti, Darknet, Flüchtlingskrise, Selfie, Schmähgedicht und liken, aber auch Veggie, icke, rumeiern, Bierdusche, Abrissparty, Ampelfrau, pixelig, polysportiv, postfaktisch und endlich auch das längst überfällige Arschrunzeln. Einige davon nennt man Komposita oder Neologismen. Das sind Wortschöpfungen, die häufig aus vorhandenen Wörtern oder Wortteilen neu zusammengesetzt werden, oder Wörter, die aus Fremdsprachen übernommen wurden. Andere sind einfach nur Berlinerisch.

Damit die Liebhaber des Deutschen wissen, wie sie alte und neue Wörter zu schreiben haben, liefert der Duden die aktuellen Rechtschreibregeln gleich mit. Nicht mehr erlaubt – und man wundert sich dann doch etwas, dass das jemals anders gewesen sein soll – sind eingedeutschte Schreibweisen wie Majonäse, Ketschup und Anschovis.

Ein dicker Fehler findet sich in dem sonst hochgeschätzten Werk dann aber doch. Das Wort "Lügenpresse" steht nun auch drin. Und die Katholische Nachrichtenagentur KNA schreibt dazu den bemerkenswerten und verleumderischen Satz: "Worte wie (…) Lügenpresse werden durch die Aufnahme in das 'Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache' geadelt." Geadelt? Geht's noch? Das Wort Lügenpresse hätte gar nicht im Duden erscheinen dürfen – weil es die nämlich überhaupt nicht gibt. Und falls Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, das Wort doch geläufig sein sollte, vergessen Sie es, bitte. Im Duden stehen mindestens noch 135.000 andere Wörter, die Sie jetzt neu entdecken können.

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