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Politik: Wörterbuch der Flüche

US-Geheimdienst soll Chirac abgehört haben

„Chirac gegen Bush – der andere Krieg“ („Chirac contre Bush. L’autre guerre“), ein Enthüllungsbuch über die seit Jahren schlechten Beziehungen zwischen Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac und seinem Kollegen George W. Bush, erscheint gerade zum rechten Moment – wenige Wochen vor den Wahlen in den USA. Die beiden französischen Autoren, Henri Vernet und Thomas Cantaloube, beschreiben genau, wie der USGeheimdienst CIA Telefonate abgehört hat, zwischen den beiden Spitzenpolitikern, aber auch zwischen Chirac und seinen Ministerkollegen sowie anderen ausländischen Diplomaten. Tatorte waren offenbar nicht nur „abhörsichere“ Räume bei den Vereinten Nationen und im Elysée-Palast. Auch Handys und Privattelefone wurden abgelauscht.

Was die amerikanischen Spitzel herausgefunden haben wollen, mit Hilfe von Geheimdokumenten und in vertraulichen Gesprächen mit Bush-Gegnern, liest sich wie ein „transatlantischer Thriller“, schrieb die französische Zeitung „Le Parisien“. Dass sich der Texaner und der Franzose noch nie leiden konnten, war seit den Monaten vor dem Irakkrieg kein Geheimnis mehr. Dass sich die beiden aber mit unflätigen Bemerkungen und in regelrechter Vulgärsprache attackierten, ist neu – ebenso wie die Tatsache, dass die europäischen Kriegsgegner selbst im EU-Gebäude in New York nicht vor Wanzen sicher waren. „Jedesmal, wenn wir dort herauskamen und mit amerikanischen Kollegen diskutierten, wussten die längst Bescheid, worüber wir gesprochen hatten“, berichtet ein Diplomat in dem Buch.

Angeblich sollen die CIA-Abhörer sogar ein „Wörterbuch“ des „unanständigen bis äußerst volkstümlichen“ Chirac-Wortschatzes bei privaten Telefonaten erarbeitet haben. Gelästert wurde über Chiracs Sprachstil bereits vor acht Jahren bei einem EU-Gipfel. Über Margaret Thatcher soll er damals gesagt haben: „Was will die Hausfrau eigentlich noch, soll ich ihr mein Hinterteil auf einer silbernen Platte servieren ?“ – über ein Mikrofon, dass noch nicht abgeschaltet war.

Berlin spielt eine besondere Rolle in dem Enthüllungswerk: Die deutsche UN-Niederlassung ist offenbar tatsächlich abhörsicher. Von dort, aus einer isolierten Glaszelle, seien keine Geheimnisse herausgedrungen, schreiben die Autoren.

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