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Demonstration für eine Mietpreisbremse in Berlin.

© dpa

Wohnpreise in Deutschland: Mietparadies Berlin - wie lange noch?

Noch wohnt man in Berlin günstiger als in anderen Gegenden Deutschlands. Doch das wird wahrscheinlich nicht mehr lange so bleiben. Der Makler-Verband bezeichnet die Entwicklungen jedoch als moderat.

Berlin galt lange als Mietparadies - großzügige Wohnungen zu kleinen Preisen. Doch damit scheint es ein für allemal vorbei. In Zahlen ausgedrückt: Berlin bleibt mit Blick auf die durchschnittliche Kaltmiete bei Neuvermietungen zwar noch unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Preise sind allerdings im laufenden Jahr im Vergleich zu 2012 mit Aufschlägen von rund 7,7 Prozent mit am stärksten gestiegen. In einzelnen Stadtbezirken wie Neukölln ist es nach Angaben des Immobilienmakler-Verbandes IVD sogar bis um 20 Prozent nach oben gegangen, allerdings von vergleichsweise niedrigen Ausgangsmieten. Nur in Essen und Leipzig waren die Aufschläge – von einem noch niedrigeren Niveau aus – mit mehr als acht Prozent stärker als in der Hauptstadt. Selbst in München, dem teuersten Standort Deutschlands, war die Steigerung mit rund sechs Prozent geringer.

Im bundesdeutschen Schnitt hätten sich die Mieten bei älteren Wohnungen um 3,1 Prozent, bei neueren um knapp fünf Prozent verteuert, sagte IVD- Vize-Präsident Jürgen Michael Schick am Dienstag bei der Vorstellung des IVD-Wohn-Preisspiegels 2013/2014, der 390 Städten vergleicht. Im Vorjahr war der Anstieg mit 2,6 Prozent geringer. In Berlin müssen bei Neuvermietungen im Schnitt sieben Euro pro Quadratmeter gezahlt werden, im Bundesschnitt sind es 7,90 Euro. In München und Stuttgart, den beiden teuersten Städten, sind es 12,60 und zehn Euro.

Makler-Verband hält Preisentwicklung für mäßig

Teurer als in Berlin ist Wohnen noch in Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf und Köln. Generell höher sind die Mieten bei Neubauten. In Großstädten schwanken sie nach Angaben des IVD zwischen 9,63 und 11 Euro pro Quadratmeter. Damit sind diese Mieten für die Hauseigentümer zumindest zum Teil kostendeckend. Die Kosten lägen, so Schick, zwischen neun und zwölf Euro. „Insofern sind die Mieten bei Neubauten durchaus moderat“. Der Verband, der nur Makler und Hausverwalter, aber keine Eigentümer vertritt, hält die Preisentwicklung für insgesamt gemäßigt.

Von einer Blase kann nach Ansicht des Verbands keine Rede sein. Im Schnitt seien die Preise nur einen Prozentpunkt stärker gestiegen als die Inflation. „Der Markt ist überaus stabil fern jeder Übertreibung“, sagt Schick. Wohnraum sei weiterhin bezahlbar. Allerdings sei die Bandbreite der Preise sehr hoch, räumt er ein. Und es gebe überproportionale Steigerung, zum Teil auch Mietpreisexplosionen in manchen Innenstädten und in „Szenevierteln“. Laut Verband war Wohnen früher auch nicht günstiger. Während sich das allgemeine Preisniveau in den letzten 20 Jahren um 38 Prozent erhöht habe, seien die Mieten im Schnitt nur 5,8 Prozent gestiegen, heißt es in der Studie des Maklerverbandes. Unter Einbeziehung der Heizkosten müssten Bundesbürger heute im Durchschnitt etwa 15 bis 16 Prozent des Nettohaushaltseinkommens für die Miete ausgeben, vor 20 Jahren seien es dagegen noch 24 Prozent gewesen.

München ist weiterhin die teuerste Stadt Deutschlands

Vor diesem Hintergrund verstehe er die Debatte um eine Deckelung von Neumieten und um eine Mietpreisbremse nicht, sagte Schick. „Werden die Mieten gedeckelt, werden Investoren ihr Geld in anderen Bereichen investieren. Nur Neubau bietet Schutz vor steigenden Mieten“, betont der Vizepräsident des Maklerverbandes. „Wir warnen vor einer Mietpreisbremse“. Kommunen und Länder müssten stattdessen mehr Bauland ausweisen, die Genehmigungen beschleunigen und in den Innenstädten auch mehr mehrgeschossige Wohngebäude zulassen. Die Diskussion, meint der Vorsitzende des Maklerverbands, müsse endlich versachlicht werden.

Auch die Entwicklung bei Eigentumswohnungen ist laut der Studie moderat. Sie seien im Vergleich immer noch 15 Prozent günstiger als vor 20 Jahren, auch wenn sie 2013 im Bundesschnitt um 4,4 Prozent teurer geworden sind. Und dies bei bedeutend niedrigeren Zinsen. Deutlicher größer waren die Aufschläge in den zehn Großstädten mit im Schnitt 7,1 Prozent. Am stärksten war der Anstieg mit stolzen 13,3 Prozent in Köln, in München waren es 10,5 Prozent. Dabei ist die bayrische Landeshauptstadt weiter das mit Abstand teuerste Pflaster Deutschlands: 3150 Euro pro Quadratmeter müssen hier im Schnitt für eine Eigentumswohnung hingeblättert werden. Dahinter rangiert Stuttgart mit 2230 Euro vor Düsseldorf mit 1950 Euro. Berlin liegt mit einem Durchschnittspreis von 1550 noch deutlich unter dem Schnitt von 1726 Euro in den zehn deutschen Großstädten.

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