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Politik: Wurde Arafat doch vergiftet?

Gutachter finden hohe Poloniumwerte.

Berlin - Möglicherweise ist der im Jahr 2004 verstorbene Palästinenserchef Jassir Arafat doch einem Giftmord zum Opfer gefallen. Wie der britische „Guardian“ und der TV-Sender Al Dschasira am Mittwoch berichteten, stellten Schweizer Gutachter bei Tests an Arafats Leichnam eine hohe Konzentration von Polonium 210 fest. Die Gewebeproben hätten demnach 18 mal mehr Polonium enthalten als normal. Schon ein Millionstel Gramm des radioaktiven Schwermetalls kann einen Menschen töten.

Arafats Witwe Suha sprach vom „Verbrechen des Jahrhunderts“. Israel hat die Ergebnisse als unseriös abgetan. Die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah wollte den Bericht nicht kommentieren. Möglicherweise ein kluger Gedanke: Denn erst vor vier Wochen hatten russische Experten mitgeteilt, sie hätten im Leichnam keine Spuren des Gifts gefunden. Die Meldung war kaum bekannt geworden, da erklärte ein Sprecher der staatlichen Einrichtung allerdings: „Wir haben keinerlei amtliches Ergebnis veröffentlicht.“ Das russische Außenministerium sagte, es obliege allein der palästinensischen Seite, die Ergebnisse der Gewebeuntersuchungen mitzuteilen.

Arafat war vor neun Jahren in einem Pariser Militärkrankenhaus gestorben. Schon damals wurde über eine mögliche Vergiftung spekuliert. Um den Vorwürfen nachzugehen, war der Leichnam vor einem Jahr exhumiert worden. Experten aus der Schweiz, Frankreich und Russland entnahmen damals Proben.

Fraglich ist, was die Nachricht von Arafats möglicher Ermordung für die Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern bedeutet. US-Außenminister John Kerry ist derzeit in Jerusalem, um die Verhandlungen über eine Lösung des Nahostkonflikts voranzubringen. Zuletzt hatte vor allem die palästinensische Seite über fehlende Fortschritte geklagt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf den Palästinensern dagegen vor, „künstliche Krisen“ zu schaffen. CH.B./cir

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