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© dpa

Zeca Schall im Porträt: "Ich liebe Thüringen, ich liebe Deutschland"

Zeca Schall kämpft weiter. Die NPD hat dem CDU-Politiker gedroht, sie wolle ihn „zur Heimreise animieren“. Doch das schreckt ihn nicht. „Ich liebe Thüringen, ich liebe Deutschland“, sagt der gebürtige Angolaner. „Ich lasse mich nicht einschüchtern.“

Vor über 20 Jahren kam der 45-Jährige als einer der letzten Vertragsarbeiter in die DDR, um eine Ausbildung zum Dreher zu machen – nach Hildburghausen in Thüringen. Die ehemalige Residenzstadt wirbt mit 240 Millionen Jahre alten Saurierspuren und einem der ältesten Theater Deutschlands. Das Gegenteil zu seinem Herkunftsort: Als sich der Student einer Landwirtschaftsfachhochschule zum Austausch mit der DDR entschließt, herrscht dort Bürgerkrieg.

Er fürchtet, zurückgeschickt zu werden und widmet sich wie besessen: der neuen Sprache, seinem Job. Schon bald tritt er in die Freiwillige Feuerwehr ein, geht zu katholischen Gemeindetreffen. In der Kirche lernt er einen CDU-Abgeordneten kennen, der sich in einem Treffpunkt von Ausländern und Deutschen engagiert. Dort habe er gelernt, wie man Integrationspolitik macht, sagt Schall. Er entdeckt die CDU als seine Partei.

Bereits 1995 zieht es ihn in die Politik, doch es dauert fast zehn Jahre, ehe er diesen Weg gehen kann. 2004 erlangt er, der den deutschen Nachnamen seiner Frau annahm, die deutsche Staatsbürgerschaft. Er ist der erste Angolaner, der einen Antrag stellt. Sieben Jahre hatte er warten müssen. Am Tag, als er den Pass bekommt, tritt er in die CDU ein und gilt dort als „sehr aktives Mitglied“. Seit kurzem sitzt er im Kreistag vom Hildburghausen.

Als Integrationsbeauftragter seiner Partei setzt er sich für den Aufbau von Migrantenorganisationen ein – und vertritt durchaus konservative Ansichten: Kindergartenpflicht für Kinder mit Migrationshintergrund, Integrationsgruppen für die Erwachsenen. Wer in Deutschland bleiben wolle, solle außerdem die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen.

Zurzeit ist Schall auf seinem politischen Höhepunkt: Für die thüringische Landtagswahl verkündet er auf Großplakaten: „Thüringen gut gemacht!“ Dort strahlt der Dreher neben dem Ministerpräsidenten und wirbt für dessen Wiederwahl. Seine lokale Prominenz stört ihn nicht: „Die Menschen reagieren positiv und freundlich“, sagt er. Am liebsten wolle er die Integrationspolitik für ganz Deutschland übernehmen. Schall ist angekommen, daran kann auch die NPD nichts ändern.

Janina Guthke

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