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Gerettet. In den vergangenen Tagen kamen allein nach Italien 1000 Afrikaner. Foto: AFP

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Politik: Zehntausende wollen nach Europa

Spanien und Italien erleben Flüchtlingswelle.

Madrid - Zehntausende Afrikaner warten offenbar an der Küste Nordafrikas auf eine Gelegenheit, nach Europa zu gelangen. Allein die italienische Marine rettete in den vergangenen Tagen mehr als 1000 Flüchtlinge im Mittelmeer südlich der Insel Lampedusa. Im Januar gelangten laut dem italienischen Innenministerium 2156 Flüchtlinge an die italienischen Küsten. Dies waren zehn Mal mehr als im Januar 2013, als 217 Migranten in Italien gezählt wurden. Insgesamt landeten im vergangenen Jahr an den Küsten Italiens 2925 Boote mit knapp 43 000 Flüchtlingen an Bord. Dies war den Angaben zufolge gegenüber 2012 eine Steigerung um 325 Prozent.

Viele Afrikaner nutzen aber auch andere Schlupflöcher nach Europa: Ceuta und die 400 Kilometer östlich liegende spanische Schwesterstadt Melilla an der nordafrikanischen Küste, die europäischen Vorposten auf dem afrikanischen Kontinent. Die beiden Festungsstädte, in denen jeweils etwa 80 000 Menschen wohnen, werden von einer großen Grenzpolizei-Armee bewacht. Dennoch versuchen täglich Flüchtlinge von marokkanischer Seite aus, die sechs Meter hohen Sperranlagen zu überwinden. Am gestrigen Montag gab es einen regelrechten Massenansturm auf Melilla von insgesamt etwa 250 größtenteils aus Kamerun stammenden Flüchtlingen. 150 von ihnen kamen durch. Nach Einschätzung des spanischen Geheimdienstes halten sich in der Umgebung von Ceuta und Melilla mindestens 30 000 schwarzafrikanische Flüchtlinge auf, die auf dem Sprung nach Europa sind. Wenn sie ihr Ziel erreichen, können die meisten damit rechnen, in Spanien bleiben zu dürfen, denn eine Abschiebung scheitert meist daran, dass die Herkunftsländer der Flüchtlinge nicht feststellbar sind oder die Heimatländer eine Rücknahme verweigern.

Nach Angaben von Spaniens Innenminister Jorge Fernandez Diaz überwanden 2013 insgesamt 4235 illegale Immigranten die Grenzzäune Ceutas und Melillas – rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Am 6. Februar stürmten hunderte Afrikaner in einer koordinierten Aktion vergeblich die Landgrenze Ceutas. Etliche stürzten sich darauf an einem nahen Strand ins Wasser, um nach Ceuta zu schwimmen. Doch spanische Grenzsoldaten schossen mit Gummikugeln und Rauchgranaten auf die Flüchtlinge. Mindestens 15 von ihnen starben im Wasser. Ein Todesdrama, das Spanien den Vorwurf einbrachte, es mit den Menschenrechten nicht sehr genau zu nehmen. Ralph Schulze

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