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Politik: Zeitweise wichtig

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Der Lange Oskar also auch. 230 Kilogramm Sprengstoff – und weg isser.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Der Lange Oskar also auch. 230 Kilogramm Sprengstoff – und weg isser. So was geht heutzutage einfach. Ach, Sie kennen den Langen Oskar nicht? Der hat bisher, knapp 100 Meter hoch, in der Stadt Hagen mittendrin gestanden, eine Art Wahrzeichen allein deshalb, weil die Stadt Hagen ansonsten mit solchen nicht so richtig gesegnet ist. Hagen war für ein paar Jahrzehnte wo nicht wichtig, so doch bedeutsam: ein Zentrum der Frühindustrialisierung, Anfänge des Ruhrbergbaus und der Stahlverarbeitung. In der Nähe trägt heute ein Museum die Überbleibsel jener Tage zusammen. Ja, und da haben sie also bei der Live-Übertragung von Oskars Ende im Fernsehen die Wartezeit damit verkürzt, dass sie die schönsten Sprengungen im Lande NRW gezeigt haben. Rheinstadion Düsseldorf – rumms! Kühlturm Schneller Brüter Uentrop – kabumm! Vier Kühltürme in Reihe – Domino mit TNT. Das Adenauerhaus in Bonn – wufftata! Moment mal – das Adenauerhaus in Bonn? Doch, stimmt, das ist weg, die Telekom hat da gebaut. Ach, Sie kennen das Adenauerhaus nicht? Das hatte lange, zwölf Stockwerke hoch, am Rande der Stadt gestanden, kein wirkliches Wahrzeichen allerdings, weil der vom Bundestag bewohnte Lange Eugen höher war und die Stadt Bonn auch sonst genug Vorzeige-Antiquitäten besitzt. Bonn war für ein paar Jahrzehnte wo nicht wichtig, so doch bedeutsam: Sitz der ersten Nachkriegsregierungen Deutschlands, heute bewahrt ein Museum die Überbleibsel jener Tage. So, und jetzt die entscheidende Frage: Wenn im Jahr 2143 die Europäische Zentralregierung in Rapperswil am Zürichsee ihr Quartier bezieht – was sprengen wir in Berlin?

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