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Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, spricht am Freitag auf der Vollversammlung der Organisation.

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Update

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK): ZdK-Chef Sternberg nimmt Papst Franziskus in Schutz

Die Laienorganisation der Katholischen Kirche tagt in Bonn. Ihr Chef stellt sich hinter den Papst und verteidigt ihn gegen seine innerkirchlichen Kritiker.

Die Kampagne für Papst Franziskus „Pro Pope Francis“ hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, als sympathisch bezeichnet. Er selbst habe sie auch unterschrieben. „Und doch ist es schade, um nicht zu sagen fatal, dass es einer solchen Kampagne überhaupt in unserer katholischen Kirche bedarf“, sagte Sternberg am Freitag auf der Vollversammlung des Laien-Gremiums in Bonn.

Die Initiative will den Papst und dessen „Pastoralkultur“ der Barmherzigkeit gegen innerkirchliche Kritiker verteidigen. Zehntausende Menschen haben bisher unterzeichnet.

„Zugegeben, die Papsttreue ist manchem vielleicht schon einmal schwerer gefallen als in den letzten Jahren“, so Sternberg. „Aber für das ZdK kann ich sagen: Entgegen allen Etikettierungen, mit denen das gerne in Zweifel gezogen wird: wir waren immer papsttreu.“ Das Katholiken-Komitee sei weder links noch rechts. Es repräsentiere vielmehr „den deutschen Katholizismus in seinen vielen Ausprägungen und hat sich nie - was überhaupt für eine alberne Vorstellung - gegen die Kirche gestellt“.

Seit einiger Zeit gibt es innerhalb der Katholischen Kirche konservative Kreise, die den Papst in alter mittelalterlicher Tradition der Häresie beschuldigen.

Sternberg macht auch „soziale Verwerfungen“ für eine Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas verantwortlich. „Dagegen können wir etwas tun in Tarifverhandlungen, im Wohnungsbau, in der Familienförderung und mit Bildungsinvestitionen“, sagte Sternberg am Freitag auf der Vollversammlung des Laien-Gremiums in Bonn.

Kluft zwischen hohen und niedrigen Löhnen

Er verwies zudem auf eine tiefe Kluft zwischen hohen und niedrigen Löhnen. „Hier müssen Parteien und Tarifpartner tatkräftig und programmatisch ansetzen. Und wir als Katholiken sollten nicht zuletzt aufgrund der katholischen Soziallehre Anwälte der sozial Schwachen sein.“

Sternberg kritisierte, dass für manche Missstände Flüchtlinge als vermeintliche Verursacher genannt würden. „Doch steigende Mieten, drohender Wohnungsverlust, fehlende Sozialwohnungen und Ablehnung bei Kita-Plätzen sind bei näherer Prüfung nur sehr, sehr selten vom Flüchtlingszuzug verursacht.“ Das CDU-Mitglied Sternberg forderte eine „entschiedenere“ Sozialpolitik. „Darüber haben wir in den Wochen der Sondierungen noch zu wenig gehört.“

Der ZdK-Präsident warb für Verständnis für Vorbehalte gegenüber den Flüchtlingen und dem Streitthema Familiennachzug: „Wenn Städte und Gemeinden zur Frage des Familiennachzugs signalisieren 'Wir haben schon genug Probleme', wenn Menschen sich unter Druck gesetzt fühlen und zugewanderte Menschen als Konkurrenz und Bedrohung wahrnehmen, dürfen wir das nicht ausblenden, weil es unser Wunschbild von unserer Gesellschaft stört.“ Ängste vor „dem Fremden und dem Ungewohnten, vor Ausländern, vor 'dem Islam', vor Verdrängung und Benachteiligung“ müssten ernst genommen, aber in „Besorgnisse“ umgewandelt werden: „Mit Sorgen kann man umgehen, mit Ängsten kaum.“

Sternberg bleibt Präsident

Sternberg sprach sich erneut für den umstrittenen Familiennachzug aus. „Der im Grundgesetz verankerte besondere Schutz der Familie gilt auch für nach Deutschland geflüchtete Menschen. Nicht zuletzt ist die Zusammenführung der Kernfamilie ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Integration.“ Kritik am Familiennachzug zum Beispiel von kommunalen Spitzenvertretern dürfe man aber „nicht einfach“ als unchristlich abtun. Der ZdK-Präsident warnte davor, dass die Kirchen ihre Position von einem „zu hohen moralischen Ross“ herab verkündeten.

Sternberg bleibt Präsident des Zentralkomitees. Die Delegierten wählten den 65-Jährigen bei ihrer Herbstvollversammlung am Freitag in Bonn mit großer Mehrheit erneut an die Spitze. Sternberg war der einzige Kandidat für das Amt. Der in Münster wohnende CDU-Politiker ist seit 2015 Präsident des ZdK, das rund 24 Millionen katholische Laien vertritt. (KNA/dpa)

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