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Auch Weihnachten wird es noch Beschränkungen geben.

© imago images/MiS

Zögerlicher Bund-Länder-Gipfel zu Corona: Um Oma und Opa zu schützen – pfeift auf die Politik, und tut mehr!

Unfähig zu wirksamer Prävention hechelt die Politik mit Nachjustierungen den Zahlen hinterher. Besser wir machen von uns aus, was richtig ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sascha Karberg

Ausgerechnet an dem Tag, an dem die Politik neue Lockdown-Maßnahmen beschließt, werden in Deutschland die meisten Todesfälle von Covid-19-Patienten pro Tag seit Beginn der Pandemie gezählt. 410 Tote innerhalb von 24 Stunden. Ein Zufall, sicher, aber auch eine Mahnung.

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Sie geht an alle Beteiligten einer Diskussion, die zunehmend emotional und immer weniger faktenbasiert geführt wird. Welche Schritte sind angemessen bei der „Pandemiebekämpfung“, wie es so oft abstrakt heißt? Dabei wird schnell vergessen, dass es ganz konkret um das Verhindern von Todesfällen geht, von Leid auf Intensivstationen und von quälenden Langzeitfolgen einer noch immer mysteriösen Krankheit.

Jeder, zumindest jeder Vernunftbegabte, hat in den vergangenen Monaten begriffen, dass es in erster Linie das eigene Verhalten ist, das gegen die Ausbreitung der Seuche helfen kann: Maske tragen, Abstand halten, persönliche Kontakte reduzieren und so weiter. Nur so findet das Virus keine Gelegenheit mehr zur Vermehrung.

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Aber anders als im März greift der November-Lockdown nicht wie erwartet, die Neuinfektionszahlen stabilisieren sich lediglich auf hohem Niveau. Und das liegt nicht allein daran, dass er zu „light“, dass der „Wellenbrecher“ zu kurz gedacht wäre, sondern vor allem daran, dass es Merkel, Spahn und Co. diesmal nicht gelungen ist, die Menschen mitzunehmen.

Der Grund dafür liegt auf der Hand. Im März war jedem klar, dass der Politik keine Zeit für wirklich angemessene, maßgeschneiderte Maßnahmen blieb. Man folgte den Appellen. Man ertrug die damit verbundenen Härten. In der Hoffnung, danach würde es besser.

Auf immer mehr Straßen wird inzwischen gesprüht, was gegen die Virusausbreitung hilft.
Auf immer mehr Straßen wird inzwischen gesprüht, was gegen die Virusausbreitung hilft.

© Jörg Carstensen/dpa, picture alliance/dpa

Doch jetzt ist es ebenso offensichtlich, dass die Politik im Sommer viel zu viel Zeit verschwendet hat, statt Deutschland angemessen auf die vorhersehbar heftige zweite Welle vorzubereiten. Nur ein Beispiel: Natürlich ist es sinnvoll, die Schulen offen zu halten, das wollen Bildungsexperten ebenso wie Schüler, Lehrer, Eltern – und die Politik.

[Mehr zur Nacht der Entscheidung: Hinter den Kulissen des Corona-Gipfels - wer die Schulen auf die Agenda boxte, wem Merkels Drängen zu weit ging (T+)]

Doch wo ist die nationale Kraftanstrengung, diesen Ort, der in Sonntagsreden „für die Zukunft dieses Landes so wichtig“ ist, mit hoher Priorität sicher zu machen: etwa den Schulen die Räume und die Lüftungstechnik für abstandsgerechten Unterricht zu beschaffen, die Lehrer mit Massentests auszustatten und die Kollegien vor allem personell im Krisenmanagement zu unterstützen? Keine Spur davon, stattdessen unerträgliches Kultusministerkonferenz-Klein-Klein.

Monatelanges Gezänk und dann ein Lockdownchen

Unfähig zu wirksamer Prävention wird lieber gewartet, bis das Problem zu groß zum Nicht-Handeln ist. Um dann mit Korrekturen, wie jetzt etwa den neuen Quadratmeter-Personen-Vorgaben für den Einzelhandel oder neue Hotspotwerten, hinterherzuhecheln.

Dass zuletzt nach monatelangem Gezänk nur ein Lockdownchen herauskam, das – keine Überraschung – nicht ausgereicht hat und nun abermals nachgebessert werden musste, erhöht das Vertrauen in politisches Handeln nicht. Es lässt im schlimmsten Fall die Bereitschaft der Einzelnen sinken, sich an die Maßnahmen zu halten. Das aber wäre fatal.

Um zu verhindern, dass in den nächsten Wochen neue Rekordzahlen von Covid-19-Toten gemeldet werden, wenn wir die Großeltern, den Diabetiker von nebenan und auch uns selbst schützen wollen, dann müssen wir wohl auf die zögerlichen Beschlüsse der Politik pfeifen – und einfach von uns aus das tun, wovon wir längst wissen, dass es das Richtige ist.

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