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Politik: Zünder im Autoreifen

Zum Nato-Gipfel hatten Terroristen Bombe gelegt

Eine Kleinigkeit verhinderte die Katastrophe. Kurz vor Beginn des jüngsten NatoGipfels in Istanbul entdeckte ein Sicherheitsbeamter im Parkhaus des Flughafens einen Autoreifen, der an einem Pfeiler lehnte. Dem Beamten kam der einzelne Reifen am Abstellplatz „4E8“ verdächtig vor, und da kurz darauf mit der Ankunft des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan am Flughafen gerechnet wurde, alarmierte der Mann die Bombenexperten der Polizei. Der Reifen enthielt tatsächlich eine Bombe – sechseinhalb Kilo TATP-Sprengstoff, wie sich herausstellte. Nur 50 Sekunden, nachdem die Fachleute die Kabel an der Bombe durchtrennt hatten, ging bei dem als Zünder im Reifen versteckten Handy ein Anruf ein, kurz darauf ein zweiter: Die Bombenleger versuchten, den Sprengsatz in die Luft zu jagen.

Istanbul ist damit buchstäblich in letzter Minute einer Katastrophe entgangen, sind sich die Behörden sicher. Nach Einschätzung von Polizeifachleuten hätte die Bombe einen Teil des Parkhauses zum Einsturz und das Benzin in geparkten Autos zur Explosion gebracht – ein Großbrand an jenem Flughafen, an dem die Ankunft Erdogans und 45 weiterer Staats- und Regierungschefs erwartet wurde, wäre die Folge gewesen. Erdogan soll die Geheimhaltung des versuchten Anschlags für die Zeit des Nato-Gipfels angeordnet haben, weshalb der Zwischenfall auch erst jetzt bekannt wurde.

Die pulverartige Substanz TATP gilt als bevorzugte Waffe von Terroristen, weil es leicht herzustellen und für Sicherheitskräfte nur schwer zu orten ist. Nach der Untersuchung der Bombe am Flughafen glaubt die Polizei, dass die linksextreme Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei (MLKP) hinter der Anschlagsplanung steckt. Die vor allem im türkischen Westen aktive Splittergruppe, die vor zehn Jahren durch die Vereinigung von zwei anderen Gruppierungen entstanden war, soll auch für zwei weitere Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Nato-Gipfel verantwortlich sein.

Bei einem Bombenanschlag in der osttürkischen Stadt Van sind am Freitag nach offiziellen Angaben fünf Menschen getötet und 24 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Nach Angaben der Polizei vermuten die Behörden aber die kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem Anschlag.

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