zum Hauptinhalt

Politik: Zug bei Paris entgleist – viele Verletzte Kritik an mangelnder Instandhaltung der Gleise

Paris - Mindestens sieben Menschen sind am Freitagnachmittag bei einem Eisenbahnunglück etwa 40 Kilometer südlich von Paris gestorben. Neben den Toten gab es nach Angaben der Behörden auch Dutzende von zum Teil schwer Verletzten.

Paris - Mindestens sieben Menschen sind am Freitagnachmittag bei einem Eisenbahnunglück etwa 40 Kilometer südlich von Paris gestorben. Neben den Toten gab es nach Angaben der Behörden auch Dutzende von zum Teil schwer Verletzten. Das Unglück ereignete sich eine Viertelstunde nach Abfahrt des vollbesetzten Intercity-Zuges Paris-Limoges aus dem Bahnhof Paris-Austerlitz um 17.14 Uhr in Bretigny-sur-Orge im Departement Essonne. Aus bisher unbekannten Gründen entgleiste der mit 370 Reisenden vollbesetzte Zug, der zu diesem Zeitpunkt mit einer Geschwindigkeit von etwa 150 Stundenkilometern die Strecke der Regionalen Schnellbahn befuhr, im Bahnhof des Ortes. Die Waggons Drei und Vier sprangen aus den Gleisen und rissen die nachfolgenden Waggons mit sich, während der vordere Teil des Zuges weiterraste. Der entgleiste Teil des Zuges legte sich auf die Seite und krachte auf den Bahnsteig. Mehrere Waggons schoben sich ineinander.

Den Rettungskräften von Feuerwehr und Polizei bot sich ein Bild des Grauens. Der Bürgermeister von Bretigny, Bernard Deacaux, sprach von einem „apokalyptischen Anblick“. Reisende, die sich aus den Trümmern selbst befreien konnten, liefen nach seiner Schilderung „wie wild in alle Richtungen“. Ein Passagier, der sich retten konnte, berichtete, wie er in Panik über einen Passagier, „dem der Kopf abgeschlagen war“, aus dem Waggon kletterte, wo er eingeklemmt war.

Guillaume Pépy, Präsident der französischen Eisenbahn SNCF, nannte das Unglück eine „Katastrophe“. Die Sicherheitskräfte schlossen nicht aus, dass sich die Zahl der Opfer noch erhöhen könnte. Sie vermuteten weitere Tote und Verletzte in den ineinander verkeilten Trümmern des Zuges. Es ist das schwerste Eisenbahnunglück in Frankreich seit 25 Jahren. Staatspräsident Francois Hollande und Verkehrsminister Frédéric Cuvillier begaben sich noch am Abend an den Unglücksort.

Nach Angaben von Bahnchef Pépy wurden noch am Abend Untersuchungen von Polizei, Justiz und Verkehrsministerium eingeleitet. Auf die Frage, ob es auf der Strecke Arbeiten gebe, die zu dem Unglück geführt haben könnten, sagte Pépy, es sei zu früh, über mögliche Ursachen zu sprechen. Er werde sich äußern, sobald Erkenntnisse vorliegen. „Wir sichern völlig Transparenz zu“, erklärte er.

Jean-Paul Huchon, Präsident der Hauptstadtregion Ile-de-France, sprach die Vermutung aus, dass das Unglück auf Verspätungen bei der Modernisierung von Weichen zurückzuführen sei. Entsprechende Arbeiten hätten schon längst stattfinden müssen, sagte er. Pierre Serne, der für das Verkehrswesen zuständige Vizepräsident der Region, wies auf Versäumnisse bei Investitionen hin, die zur Modernisierung dieser viel befahrenen Strecke nötig seien. Der Unterhalt dieser Strecke sei vernachlässigt worden. Er hoffe jedoch, dass dies nicht Ursache der Katastrophe sei. Die Bevorzugung der Strecken für den Hochgeschwindigkeitszug TGV gegenüber den übrigen Eisenbahnlinien gehört zu den ständigen Beschwerden der französischen Verkehrspolitik. Hans-Hagen Bremer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false