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Geschäfte machen: Franz Josef Strauß (l.) und DDR Devisenbeschaffer Alexander Schalk-Golodkowski 1985 auf der Leipziger Messe.

© dpa

Zum Tod des DDR-Devisenhändlers: Alexander Schalck-Golodkowski: Zwischen Ost und West

Er war ein sagenumwobener Pendler zwischen den politischen Welten und beschaffte der DDR dringend notwendige Devisen. Jetzt ist Alexander Schalck-Golodkowski gestorben.

Von Antje Sirleschtov

Mythen und Erzählungen hat es zuhauf gegeben über ihn und seinen Job. Er war der Devisenbeschaffer der DDR-Regierung, er war der sagenumwobene Mann zwischen den Welten von Ost und West und am Ende hat er die ganze Wahrheit über seine Geschäfte wahrscheinlich mit niemandem geteilt.

Alexander Schalck-Golodkowski ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren in München gestorben. Er hatte die letzten Jahre seines Lebens fernab der Öffentlichkeit zurückgezogen am Tegernsee verbracht. Auch das bot Anlass zu Verschwörungstheorien: Kurz nach dem Mauerfall floh "Alex", wie er genannt wurde, aus der DDR in den Westen – aus Angst vor Neidern und Feinden in der DDR, wie man munkelte – und soll dort mit dem Bundesnachrichtendienst die Bedingungen für sein Schweigen und seinen Schutz ausgehandelt haben.

Milliardenkredit gegen die Insolvenz

Wahrscheinlich gab es auch westlich der Ost-West-Grenze manchen, der seine Geschäfte mit dem Sozialismus heute verschweigt. Schalck-Golodkowski jedenfalls war wohl einer der ganz wenigen DDR-Funktionäre, der den ökonomischen Zustand der DDR wirklich ermessen konnte. Über seine Außenhandelsabteilung "KoKo" – Kommerzielle Koordinierung – beschaffte er die Devisen, um den real existierenden Sozialismus vor der Insolvenz zu bewahren. Sein bekanntester Deal: 1983 verhandelte er einen D-Mark-Milliardenkredit mit dem damaligen CSU-Chef Franz-Josef Strauß, ohne den das Reich des Erich Honecker sehr wahrscheinlich schon Mitte der achtziger Jahre implodiert wäre.

"Offizier im besonderen Einsatz"

Alexander Golodkowski wurde 1932 in Berlin geboren, er lernte Feinmechaniker und trat 1952 in den Außenhandel der DDR ein – zunächst als Sachbearbeiter, kurz darauf im Ministerium für Außenhandel und innerdeutschen Handel. Er studierte später Ökonomie und war ab 1966 für den neu gegründeten Bereich Kommerzielle Koordinierung zuständig. Gleichzeitig war Schalck-Golodkowski auch für das Ministerium für Staatssicherheit tätig, war "Offizier im besonderen Einsatz" und von 1967 bis 1975 Vizeminister für Außenhandel und später Staatssekretär.

Nach dem Mauerfall befassten sich Gerichte und Parlamentsausschüsse mit seinem undurchsichtigen Wirken. Er wurde jedoch Mitte der neunziger Jahre nur zweimal zu insgesamt 16 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, wegen eines Waffengeschäftes und dem illegalen Import von Mikrochips. Was auch zum Gedeihen von Mythen um ihn herum Anlass bot.

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