zum Hauptinhalt

Politik: Zunder von der Schwiegermutter

Geändert hat sich wenig. Das ist die Bilanz des Familienministeriums nach seiner einjährigen Informations-Kampagne "Mehr Spielraum für Väter", die das neue Bundeserziehungsgeldgesetz und seine Möglichkeiten publik machen sollte.

Geändert hat sich wenig. Das ist die Bilanz des Familienministeriums nach seiner einjährigen Informations-Kampagne "Mehr Spielraum für Väter", die das neue Bundeserziehungsgeldgesetz und seine Möglichkeiten publik machen sollte. Seit dem 1. Januar 2001 können Väter und Mütter gemeinsam Elternzeit in Anspruch nehmen - früher hieß das Erziehungsurlaub - und dabei bis zu 30 Stunden in der Woche Teilzeitarbeit leisten. Insbesondere soll damit den Vätern die Entscheidung für die Kindererziehung leichter gemacht werden.

Familienministerin Christine Bergmann (SPD) schätzt den Anteil derjenigen Erziehungsurlauber, die Väter sind, auf zwei Prozent. Vor Inkrafttreten des Gesetzes lag er bei 1,6 Prozent. Die geringe Steigerung begründen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft mit den zähen Wertvorstellungen der Deutschen zu Familie und Beruf. Traudel Klitzke, Leiterin der Frauenförderung bei Volkswagen, sagt: "Die stärksten Widerstände gegen Väter, die wegen ihres Kindes in Teilzeit gehen, kommen nicht von deren Vorgesetzten. Sie kommen von deren Müttern." Das ist insbesondere für Unternehmen wie zum Beispiel die Deutsche Telekom ein Problem, die ihren Anteil von Frauen in Führungspositionen - also den Anteil an hochqualifizierten und deshalb vergleichsweise schwer ersetzbaren Frauen - in den vergangenen zehn Jahren von sechs Prozent auf 18 Prozent erhöht hat.

Dabei sagen die Deutschen in Umfragen, dass sie sich längst an Väter, die lieber erziehen als zur Arbeit gehen, gewöhnt haben. Laut einer Untersuchung des Münchner Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP) halten zwei Drittel von ihnen die Erziehungsfunktion des Vaters für wichtiger als seine Rolle als Ernährer. Dass sich die hohe Akzeptanz nicht in den Statistiken der Firmen widerspiegelt, erklärt der Münchner Soziologe Ulrich Beck mit dem durchaus üblichen Widerspruch zwischen "verbaler Aufgeschlossenheit und Verhaltensstarre". Dennoch bewegt sich etwas. Anne Meurer, Geschäftsführerin der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, sagt: "Das wichtigste Ergebnis der Spielraum-Kampagne ist, dass sich die Väter trauen, über das Thema zu reden."

Wassilios E. Fthenakis, Leiter des IFP, dagegen hält wenig vom Erziehungsgeldgesetz. "Wir dürfen nicht auf Teilzeitmodelle setzen", sagt er, "stattdessen auf die Vollbeschäftigung beider Eltern". Mit dem mehr verdienten Geld könnten sie dann alle anstehenden Erziehungsprobleme lösen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false