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Ein griechischer Polizist stoppt afghanische Migranten auf dem Weg zur mazedonischen Grenze.

© Reuters

Zunehmend blockierte Balkanroute: Tausende Flüchtlinge stauen sich in Griechenland

Mehr als 5000 Flüchtlinge suchen in Griechenland einen Weg nach Mazedonien, auch im Hafen von Piräus müssen Tausende ausharren. Mazedonien erlaubt seit Tagen nur noch Migranten aus Syrien und dem Irak die Durchreise.

An der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien stranden immer mehr Flüchtlinge auf ihrem Weg Richtung Norden. Mehr als 5000 Migranten irrten am Montag an der Grenze entlang und suchten einen Durchlass, wie Augenzeugen berichteten. Mazedonien erlaubt seit einigen Tagen nur noch Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak die Durchreise. Afghanen, die bislang „automatisch“ als Flüchtlinge galten, werden seit zwei Tagen nach Griechenland zurückgeschickt.

Auch in der Hafenstadt Piräus, wo Flüchtlinge per Fähre von den Ägäis-Inseln ankommen, mussten Tausende Menschen am Kai ausharren. Die Polizei ließ sie nicht weiterfahren, um die Lage an der Grenze zu Mazedonien nicht weiter zu verschlimmern. Hilfsorganisationen versuchten, die Menschen notdürftig zu versorgen. „Seit heute Morgen durften nur 200 Menschen (nach Mazedonien) rübergehen“, sagte ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation im griechischen Fernsehen. Bis vergangenen Freitag konnten am griechisch-mazedonischen Grenzübergang Idomeni-Gevgelija mehr als 2000 Menschen täglich weiterreisen.

Schlimm war die Situation auch in Piräus. Am Morgen kamen dort mehr als 4000 Migranten an. Obwohl sie bereits Tickets für 50 Euro pro Person und 25 Euro für Minderjährige für die Busfahrt nach Mazedonien bezahlt hatten, durften sie nicht weiter. „Wir haben bezahlt und kommen hier nicht weg. Das ist gemein“, sagte ein aus dem Irak stammender Mann im griechischen Rundfunk. Den Flüchtlingen bieten die Behörden an, in ein Lager nahe Piräus zu gehen. Das lehnten sie aber ab. Sie befürchten, dass sie interniert werden könnten, berichteten Augenzeugen aus Piräus.

Der Migrantenzustrom nach Griechenland hält an

Der Migrantenzustrom dauert unterdessen an: In den ersten 20 Februar-Tagen sind in Griechenland trotz schlechten Wetters 33 767 Migranten auf Booten angekommen. Seit Jahresbeginn hätten 94 269 Menschen von der Türkei übergesetzt, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Montag mit.

„Wir werden Lager brauchen“, sagte der für Migration zuständige griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas am Montag im griechischen Staatsfernsehen (ERT). In Zusammenhang mit der Weigerung zahlreicher EU-Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen, sagte Mouzalas: „Es gibt eben Staaten, in denen es an europäischer Kultur mangelt.“ Mazedonien lässt nach griechischen Informationen Afghanen nicht weiterreisen, weil Serbien seine Grenze für Afghanen seit Sonntag geschlossen halte. Mazedonien macht es aber auch für die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak immer schwieriger: Es weist auch Flüchtlinge ab, die nur Registrierungspapiere der griechischen Behörden haben, aber keinen Pass oder Ausweis mit sich führen.

Athen hofft nun auf einen Erfolg des Nato-Einsatzes in der Ägäis. Doch auch hier soll es nach einem Bericht der Athener Zeitung „Ta Nea“ Komplikationen geben. Die türkische Vertretung bestreite einen Punkt in Vereinbarungen zwischen der EU, der Nato und Ankara, wonach von Nato-Schiffen gerettete Bootsflüchtlinge in die Türkei zurückgebracht werden sollen. Kreise des Athener Außenministeriums bestätigten dies der Deutschen Presse-Agentur. Zudem gebe es Probleme mit dem Einsatz der Nato-Schiffe in Regionen der Ägäis, die nach Ansicht der Türkei entmilitarisiert sein müssen.

Deutschland spürt bereits die stark gesunkene Durchlässigkeit der Balkanroute für Flüchtlinge. In Deutschland sind in den vergangenen sechs Tagen jeweils weniger als tausend Flüchtlinge angekommen. Das teilte die Bundespolizei in Potsdam am Montag auf Anfrage mit. Demnach trafen am Sonntag 808 Menschen in Deutschland ein, am Samstag waren es 427. Am Freitag wurden lediglich 257 Neueinreisen registriert. Das war nach den Worten einer Sprecherin der Bundespolizei die geringste Zahl seit der Wiedereinführung der Grenzkontrollen im vergangenen Herbst. Die Forderung nach einer Reduzierung der Flüchtlingszahlen ist seit Wochen ein zentraler Punkt der politischen Debatte über die Flüchtlingskrise. (dpa/AFP)

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