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Diese Koalition macht sich schlechter, als ihr Ruf schon ist.

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Zur Lage der großen Koalition: Das schwarz-rote Sadomaso

Die Leistungen der großen Koalition können sich sehen lassen. Doch Schwarz-Rot arbeitet hartnäckig daran, sich selbst klein zu machen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Diese Koalition macht sich schlechter, als ihr Ruf schon ist. Das hat sie aber gar nicht verdient. Man wird den Eindruck nicht los, als handle es sich hier um eine Versammlung von, pardon, politischen Sadomasochisten.

Denn was sie geschafft haben, sogar geschaffen haben als Partner, vom Mindestlohn über die Mütterrente bis hin zur Schwarzen Null, ist zwei Koalitionen wert. Und die Liste ist bei Weitem nicht vollständig, wenn man dazu auch einmal die Veränderungen im, beispielsweise, Gesundheitsbereich nähme.

Sprich: Andere Koalitionen hätten sich für groß erklärt. Diese aber arbeitet geradezu hartnäckig daran, sich selbst klein zu machen. Verstehen kann das nur ein Psychologe, vermutlich. Aber selbst das wäre nicht sicher. 

Denn die Kritik untereinander hat etwas Erratisches. Was der Horst Seehofer nur immer wieder hat? Will er auch in Berlin weiterregieren, weiter mitregieren, oder nicht? Will er, dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt oder nicht? Nicht im Ernst kann der CSU-Chef erwarten, dass die CDU-Chefin immer genau das tut, was er von ihr will. Umgekehrt ginge das ja auch nicht.

Dass Sigmar Gabriel da noch nicht ausgerastet ist, ist auch ein Wunder; explosiv, wie der SPD-Chef sein kann. Hier wäre er es zurecht. Denn wer ständig die Erfolge runterredet, der redet sich auch bei Wähler herunter. Die SPD kann das aber gerade gar nicht gebrauchen. Die Union, dachte man, eigentlich auch nicht, angesichts der jüngsten Umfrageergebnisse. Aber, wie gesagt: Sado und Maso.

Und recht hat Gabriels Vize Ralf Stegner, der Mann für die klaren Ansagen, von der Kanzlerin ein "Machtwort" in der Union zu verlangen. So geht das jedenfalls nicht noch ein Jahr weiter. Das ist ja nicht zum Aushalten. Zumal die Koalition doch noch viel Großes vorhat. Im Finanzbereich und im Sozialen ist noch einiges zu tun.

Die Herausforderung neben der Herausforderung durch die EU-Finanzkrise und die europäische Flüchtlingskrise lautet, den Betrieb in Deutschland nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern immer wieder an die Erfordernisse anzupassen. Die sind: ökonomische und politische Stabilität sichern. Da muss eine Koalition groß sein wollen. Wer sich selbst klein macht, verliert auch das, was er erhalten will.         

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