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Die deutsche Bevölkerung ist mittlerweile bunt gemischt.

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Zusammenhalt der Gesellschaft: Der Begriff "Migrationshintergrund" hat ausgedient. Er ist zu abgrenzend.

Er klingt wie "Untermieter" und ist eine Schublade, in die zu viele Bürger gesteckt werden. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Barbara John

Taugt das in Deutschland erfundene statistische Merkmal „Migrationshintergrund“ (MH) überhaupt noch dazu, den sozialen Zusammenhalt zu festigen oder ist nicht das Gegenteil der Fall? Seit fünfzehn Jahren hat es einen festen Platz in den Bevölkerungs-, Sozial- und Arbeitsmarktstatistiken unseres Landes. Es klingt ein wenig wie Untermieter und es ist eine Schublade, in die alle gesteckt werden, „die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzen oder die mindestens ein Elternteil haben, auf das dies zutrifft“. Nach dieser Definition gehören dazu: Ausländer, Eingebürgerte, Adoptierte, die durch ihre Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten haben, Spätaussiedler und die Kinder dieser Gruppen.

Wir brauchen keine weitere Abgrenzung

In einer neuen Verlautbarung des Statistischen Bundesamtes zum MH heißt es: „Seitdem (2005) ist es möglich, zwischen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund zu unterscheiden. Die verwendete Abgrenzung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund berücksichtigt den Wunsch, den Blick nicht nur auf [.. ]die eigentlichen Migranten zu richten, sondern auch auf ihre in Deutschland geborenen Nachkommen".
Menschen mit und ohne MH statistisch dauerhaft und sichtbar in öffentlichen Dokumenten zu trennen, zu „unterscheiden und abzugrenzen“? Ist es das, was wir jetzt brauchen in Deutschland? Einem der weltweit großen Einwanderungsländer, wo vorurteilsfreies Zusammengehören unterschiedlicher Kulturen und Religionen an Boden gewinnt, wären da nicht die Terrorattacken von Extremisten, die genau das nicht wollen? Wenig überraschend, dass es gerade die Nachkommen der Einwanderer sind, die sich wehren gegen den amtlich aufgezwungenen „Migrationshintergrund- Buckel“? Ja, es bedarf statistischer gesellschaftlicher Differenzierungen. Sie sind nötig, um Güter und staatliche Dienstleistungen den Realitäten anzupassen, auch um prekäre Lebenslagen zu erkennen. Doch dafür gibt es bessere Konzepte als den abgrenzenden deutschen MH. Schluss damit.

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