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Krankenpfleger Niels H. vor Gericht

© dpa

Zustand in den Krankenhäusern: Nicht der einzige „Todesengel“

Die potenziellen Opfer, wir Patienten, sollten nicht so tun, als gingen uns Kontrollen im Krankenhaus nichts an. Ein Kommentar.

Mit schaurigen Fakten, die sich in Krankenhäusern abspielen, also Orten, wo wir uns sicher und geborgen fühlen wollen, wo wir auf Heilung hoffen, beschäftigen wir uns nicht gern. Das sollten wir ändern – zu unserem eigenen Schutz. Denn was wir schon seit 2014 durch spärliche Medienberichte wissen, wird gerade am Landgericht Oldenburg verhandelt. Dort sitzt der Krankenpfleger Niels H. wegen zahlreicher Morde an älteren Patienten vor Gericht, denen er meist tödlich wirkende Injektionen verabreicht haben soll. Er steht erneut vor Gericht, obwohl er schon im Januar 2015 zu einer lebenslangen Strafe verurteilt worden war, als man ihm zwei Morde und zwei Mordversuche im Klinikum Delmenhorst nachweisen konnte. Damals gestand er dem Psychiater, viel mehr Patienten solche Todesspritzen verabreicht zu haben. Das konnte nun durch Exhumierungen nachgewiesen werden. Auffällig verhielt er sich schon im Klinikum Oldenburg, das ihn 2002 weglobte und ihm im Arbeitszeugnis Verantwortungsbewusstsein und Gewissenhaftigkeit bescheinigte. Warum er trotzdem gehen musste, waren Gerüchte und Verdächtigungen über absonderliche Todes- und Reanimierungsfälle. In Delmenhorst fand der so begabte Pfleger schnell eine Anstellung. Nun folgt also das juristische Nachspiel.

Jahrelange Vertuschung

Ist dieses makabre Drama nicht ausschließlich ein Fall für das klinische Kontrollmanagement, die medizinische Fachwelt, die Ausbildungsstätten, die Krankenkassen, den Gesundheitsminister und weitere einschlägig Zuständige? Gewiss. Doch alle sind daran interessiert, diese Fälle – Niels H. war nicht der einzige „Todesengel“ in deutschen Kliniken – schnell aus den Schlagzeilen zu bringen, schon aus Sorge um das notwendige Vertrauen der Patienten. Eine verständliche Reaktion. Doch gerade die potenziellen Opfer, wir Krankenhauspatienten, sollten nicht so tun, als ginge es uns nichts an. War nicht der verbreitete Wunsch, es gar nicht so genau wissen zu wollen, einer der Hauptgründe für die jahrelange Vertuschung? Wir sollten also nach den nun hoffentlich etablierten Kontrollinstrumenten fragen und uns nicht abwiegeln lassen. Dazu braucht man kein Medizinstudium, und verständiges Personal wird das zu schätzen wissen.

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