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Politik: Zwangsheirat: Jedes Jahr tausende Fälle „Terre des femmes“ wirft

deutschen Behörden Untätigkeit vor

Berlin. Eine Kampagne gegen Zwangsheirat hat die Organisation „Terre des femmes“ am Montag zum internationalen „Tag gegen Gewalt an Frauen“ gestartet. Die Zahl der Ehen gegen den Willen der oft noch minderjährigen Frauen geht nach Schätzungen von „Terre des femmes“ jährlich in die Tausende. Oft werden so genannte „Importbräute“ für die Heirat nach Deutschland gebracht, umgekehrt landen aber auch in Deutschland aufgewachsene Frauen nach einer Heirat wieder in der Heimat der Eltern.

„Gewalt gegen Frauen ist noch immer ein Tabuthema“, sagte am Montag die Bundesgeschäftsführerin von „Terre des femmes“, Christa Stolle. Während gerade ausländische Frauen nur schwer aus ihrer Opferrolle ausbrechen könnten, herrsche auf Behördenseite noch oft die Einstellung: Besser nicht einmischen.

Die meisten Fälle in Deutschland betreffen türkische Familien, der größten Immigrantengruppe. Das Problem ist aber nicht auf muslimische Einwanderer beschränkt, in Afrika zum Beispiel kommt Zwangsheirat auch in christlichen Kulturen vor. „Das Problem ist nicht der Islam, sondern es sind die patriarchalischen Strukturen“, sagte die Kampagnenleiterin von „Terre des femmes“, Rahel Volz.

Wichtigstes Ziel ist zunächst die Aufklärung. Eine Plakataktion an Schulen und ein mehrsprachiges Merkblatt soll junge Frauen darüber aufklären, wohin sie sich wenden können. Als Modellprojekt ist eine Lehrerfortbildung an mehreren Schulen geplant. Von den Kommunen fordert „Terre des femmes“ mehr anonyme Schutzeinrichtungen und die Schulung der Mitarbeiter in Jugendämtern.

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