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Zwangsprostitution: Weniger Umsatz mit Freiern

Befürchtungen, wonach zur Fußball-Weltmeisterschaft zusätzlich bis zu 40.000 Zwangsprostituierte nach Deutschland geschleust werden sollten, haben sich nicht bestätigt.

Berlin - Von der Polizei des Bundes und der Länder seien bislang keine zusätzlichen Fälle von Menschenhandel und Zwangsprostitution aus Anlass der WM festgestellt worden, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. Die Sprecherin der Prostituierten-Beratungsstelle Hydra, Joana Lesniak bestätigte diese Einschätzung und bezeichnete die Kampagnen vor und während der WM zur Zwangsprostitution als «Sturm im Wasserglas».

Lesniak sprach von einem generell geringeren Umsatz in der Branche: «Das Geschäft mit den Freiern war während der WM schlechter als sonst. Die Männer sind gemeinsam Bier trinken gegangen und haben sich gefreut am Fußball. Das haben unsere Umfragen in Berlin und anderen Städten ergeben. »Die Annahme, dass während der WM bis zu 40.000 Frauen zusätzlich nach Deutschland eingeschleust werden könnten, hatten Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) und verschiedener Nichtregierungsorganisationen bereits vor der WM als frei erfunden bezeichnet.

Aufklärung machte sich bezahlt

Die Sprecherin des Bundsinnenministeriums verwies darauf, dass Kampagnen wie etwa auch die des Deutschen Frauenrats «abpfiff - Schluss mit Zwangsprostitution» einen wichtigen Beitrag bei der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema geleistet hätten. Die Frauenhilfsorganisation Solwodi hatte zur WM erstmals eine Hotline für betroffene Frauen eingerichtet. Sie wurde aber offenbar weit weniger genutzt als erwartet. Die 20 eigens geschulten Beraterinnen aus Osteuropa hatten nach angaben von Solwodi durchschnittlich jeweils zehn ernstzunehmende Anrufe während der gesamten WM.

Der Frankfurter Verein Frauenrecht ist Menschenrecht (FIM) hatte ebenfalls zur WM eine Hotline eingerichtet, bei der sich Freier anonym melden konnten, wenn sie den Verdacht hatten, dass Frauen nicht freiwillig als Prostituierte arbeiten. Laut FIM gingen dort insgesamt 50 ernstzunehmende Hinweise ein, die an Beratungsstellen vor Ort weitergegeben wurden.

Osteuropa ist kein Problemherd

Durch die EU-Osterweiterung verschärfte sich das Problem der Zwangsprostitution nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) im vergangenen Jahr nicht. Der höchste Anteil der ausländischen Opfer kam aus Rumänien und Russland. Nach Schätzungen der UN werden in Westeuropa jährlich etwa 500.000 Frauen als Zwangsprostituierte gehandelt, 50.000 davon alleine nach Deutschland. (AFP)

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