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Politik: Zweite Beerdigung in aller Stille

Von Klaus Bachmann, Den Haag, und Thomas Migge, Rom Das Grab des ermordeten niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn in Rotterdam ist in den vergangenen Wochen zu einer säkularen Pilgerstätte geworden: Über 120 000 Menschen besuchten das Grab, jeden Tag kamen um die 250 dazu. Nur die Bibel sei im Parlament noch öfter zitiert worden als die Bücher Fortuyns, sagte kürzlich der Parteichef der Liste Fortuyn, Mat Herben.

Von Klaus Bachmann, Den Haag,

und Thomas Migge, Rom

Das Grab des ermordeten niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn in Rotterdam ist in den vergangenen Wochen zu einer säkularen Pilgerstätte geworden: Über 120 000 Menschen besuchten das Grab, jeden Tag kamen um die 250 dazu. Nur die Bibel sei im Parlament noch öfter zitiert worden als die Bücher Fortuyns, sagte kürzlich der Parteichef der Liste Fortuyn, Mat Herben. Der am 6. Mai erschossene Politiker wurde am Wochenende ein zweites Mal beerdigt. Fortuyn hatte bestimmt, er wolle bei seinem Ferienhaus im italienischen Provesano bestattet werden.

Wenige Tage nach dem Mord war er in Rotterdam zu Grabe getragen worden, unter großer Anteilnahme seiner aufgewühlten Anhänger, die an seinem Grab ein Meer von Blumen, selbst geschriebenen Abschiedsgedichten und Plakaten hinterließen. Nun sollte die erneute Graböffnung und Überführung seines Leichnams nach Italien zu einem ähnlichen Medienereignis werden. An bizarren Elementen dieser Wiederbestattung fehlte es nicht: Tausende Rotterdamer bevölkerten am Freitag die Zufahrt zum Flughafen, um dem Toten beim Abflug die letzte Ehre zu erweisen. Der Sarg fuhr durch eine Wasser-Ehrenkaskade der Feuerwehr, das Flugzeug dreht nach dem Start eine Ehrenrunde über der Hafenstadt. Viele Politiker der Liste Pim Fortuyn schreckte jedoch der Rummel um die Beerdigung ab. Kritik kam auch von christlicher Seite: Die Auferstehungsgeschichte solle hier karikiert werden, schrieb die Tageszeitung „Trouw“.

Doch am Ende blieb der erwartete Ansturm bei der Zeremonie in Rotterdam ebenso aus wie im nordostitalienischen Provesano. Zur Beerdigung waren Freunde und Verwandte und auch der niederländische Botschafter in Rom, Loudon Ronald, gekommen. Die Ordnungsbehörden hatten Tausende Sympathisanten erwartet und auch damit gerechnet, dass neofaschistische Schwulengegner die Trauerfeier stören würden. Stattdessen gab es nur eine 400-köpfige Trauergemeinde und einen bärbeißigen Don Piergiorgio, der Journalisten aus seiner Kirche verwies. Gekommen waren aber zahlreiche Anhänger der rassistisch orientierten Regierungspartei Lega Nord. Sie forderten einen „Fortuyn für Italien“, der , so riefen sie mehrfach, „die vielen Ausländer endlich rauswerfen soll“. Die Polizei versuchte erfolglos, die Störenfriede von dem Trauerzug durch den Ort zu trennen.

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