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Politik: Zweite Probebohrung in der Asse

Marodes Atommülllager wird untersucht.

Göttingen - Auf ein Neues: Im maroden Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel hat eine zweite Probebohrung in eine unterirdische Kammer mit radioaktiven Abfällen begonnen. Dadurch erhofft sich der Betreiber weitere Erkenntnisse über den Zustand der Kammer und die darin eingelagerten Atommüllfässer. Es sollen zudem eine mögliche Ausbreitung von Radioaktivität, die Stabilität der Kammer und eventuell in der Kammer wabernde Gase untersucht werden, sagte ein Sprecher der Asse-Gmbh am Mittwoch. Die Gesellschaft ist vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit der Betriebsführung in dem Bergwerk beauftragt worden.

Mit einem Knopfdruck hatte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) am 1. Juni des vergangenen Jahres die erste Bohrung in Kammer Nummer 7 gestartet. Rund sechs Wochen werde es dauern, so schätzten Experten damals, bis sich der Bohrer durch die rund 20 Meter dicke Mauer gearbeitet und einen Hohlraum an der Decke der Einlagerungskammer erreicht habe. Tatsächlich kam es zu erheblichen Verzögerungen. Zunächst fraß sich der Bohrkopf immer wieder an einer klebrigen Bitumenschicht im rund 20 Meter dicken Verschluss der Kammer fest. Dann wurde der von den Bohrexperten angepeilte Hohlraum verfehlt – die Kammerdecke hatte sich unter dem Gebirgsdruck um mehrere Meter gesenkt. Zudem beklagte das BfS mangelhafte Aufzeichnungen des früheren Betreibers.

Das alles soll jetzt nicht mehr passieren. Die zweite Bohrung werde flacher verlaufen als die erste, erläuterte ein Sprecher der Asse-GmbH. Sie führe nur im vorderen Teil durch die Absperrmauer und somit an mehreren Bitumenschichten vorbei. Nach derzeitiger Planung soll die Bohrung rund 23 Meter lang werden. Nachdem diese Länge erreicht ist, läuft ein umfangreiches Mess- und Sondierungsprogramm an.

Die Bohrarbeiten würden kontinuierlich überwacht, hieß es weiter. „Durch regelmäßig genommene Proben wird festgestellt, ob sich radioaktives Material im Gestein oder in unmittelbarer Umgebung befindet.“ Die radioaktiven Abfälle selbst sollen aber noch nicht angebohrt werden.

Kammer 7 liegt 750 Meter unter der Erde. 1977 und 1978 kippte dort der damalige Betreiber zunächst 1218 Fässer mit radioaktiven Abfällen ab. Auf diese Abfallfässer wurden danach weitere 3138 Fässer gestapelt, die zum Schutz vor Strahlung mit zehn Zentimetern Beton ummantelt sind. Der Raum zwischen den Behältern wurde mit gemahlenem Steinsalz aufgefüllt. In den 80er Jahren wurde die Kammer verschlossen.

Die Probebohrungen sind Bestandteil der vom Bundesumweltministerium verordneten Faktenerhebung. Sie soll Aufschluss geben, ob die geplante Rückholung der radioaktiven Abfälle überhaupt machbar ist. Neben den Bohrungen sollen in dieser Phase auch zwei Kammern geöffnet und erste Gebinde probehalber geborgen werden. Anwohner und Bürgerinitiativen bemängeln, dass die Faktenerhebung die Räumung der Asse verzögert. In das Bergwerk laufen täglich rund 12 000 Liter Wasser, es gilt zudem als einsturzgefährdet. Reimar Paul

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