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Politik: Zweiter Kofferbomber stellt sich

Dschihad Hamad geht im Libanon zur Polizei / Komplize sitzt in Berlin in Untersuchungshaft

Berlin - Fünf Tage nach der Festnahme des ersten Kofferbombers befindet sich auch der Komplize in Haft. Dschihad Hamad habe sich am Morgen in seiner libanesischen Heimatstadt Tripoli der Kriminalpolizei gestellt, teilte die Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Karlsruhe mit. Es werde nun die Auslieferung des 20-Jährigen beantragt, sagte Bundesanwalt Rainer Griesbaum. Noch am Abend wollten Beamte des Bundeskriminalamts und ein Bundesanwalt nach Beirut fliegen, wohin die libanesische Polizei Dschihad Hamad im Laufe des Tages brachte.

Mit „großer Erleichterung“ reagierte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Festnahme in Tripoli. Solange der Mann nicht gefasst gewesen sei, hätte die Gefahr eines Anschlags weiterbestanden, sagte Merkel. Sie lobte die gute Zusammenarbeit der deutschen und libanesischen Sicherheitsbehörden.

Der Militärgeheimdienst des Libanon hatte vergangene Woche den entscheidenden Hinweis auf den 21 Jahre alten Youssef Mohamad al Hajdib gegeben, den das Bundeskriminalamt am Samstag in Kiel festnahm und der inzwischen in die Berliner Haftanstalt Moabit gebracht wurde. Al Hajdib und Hamad haben nach Überzeugung der Ermittler die zwei Kofferbomben gebaut, die am 31. Juli in zwei Regionalzügen explodieren sollten. Die Anschläge scheiterten wegen eines Konstruktionsfehlers. Kurz nach den Attentatsversuchen setzten sich al Hajdib und Hamad zu ihren Familien in den Nordlibanon ab. Bei der Durchsuchung von Hamads Wohnung in Köln seien Belege über den Kauf von Gasflaschen sowie Kabel und Klebeband gefunden worden, sagte Griesbaum.

Die Bundesanwaltschaft hält al Hajdib und Hamad Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, vielfachen versuchten Mord sowie versuchte Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion vor. Ganz freiwillig scheint die Aufgabe Hamads allerdings nicht gewesen zu sein. Bundesanwalt Griesbaum sprach von einem „erheblichen Fahndungsdruck“ der deutschen und libanesischen Behörden. Das Bundeskriminalamt hatte sich vergangenen Freitag erstmals in dem Fall an die Öffentlichkeit gewandt, am Mittwoch wurde ein Fahndungsplakat mit dem Foto von Dschihad Hamad veröffentlicht. In Sicherheitskreisen hieß es, die libanesischen Behörden hätten der Familie Hamads verdeutlicht, dass sich ihr Sohn stellen muss. Es sein nun auch denkbar, dass der Libanon den zweiten Kofferbomber in absehbarer Zeit überstellen werde, obwohl es kein Auslieferungsabkommen mit der Bundesrepublik gebe.

Das große Engagement der libanesischen Behörden habe vermutlich politische Gründe, hieß es im Umfeld der Bundesregierung. Libanon setze auf Deutschland als Vermittler im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah.

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