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Politik: Zwölf Millionen Euro für einen Zaun in Heiligendamm

Heiligendamm - Für Axel Eggebrecht (40) ist es „ein Auftrag wie jeder andere“. Darum bohrte der Mitarbeiter der Firma Metall-Zaun-Stahlbau am Montag auch mit dem großen Steinbohrer geduldig jeweils zwei Löcher in die jeweils eine Tonne schweren Betonquader, an denen die Vierkantpfähle für Deutschlands derzeit wohl prominentesten Zaun verschraubt werden.

Heiligendamm - Für Axel Eggebrecht (40) ist es „ein Auftrag wie jeder andere“. Darum bohrte der Mitarbeiter der Firma Metall-Zaun-Stahlbau am Montag auch mit dem großen Steinbohrer geduldig jeweils zwei Löcher in die jeweils eine Tonne schweren Betonquader, an denen die Vierkantpfähle für Deutschlands derzeit wohl prominentesten Zaun verschraubt werden. 15 Wochen haben Eggebrecht und seine Kollegen Zeit, eine 13 Kilometer lange „technische Sperre“ – wie es im Polizeijargon heißt – zwischen die Wiesen und Felder im weiten Bogen um Heiligendamm zu setzen. Sie soll helfen, Anfang Juni die Teilnehmer und Gäste des G-8-Gipfels in Deutschlands ältestem Seebad vor Anschlägen zu schützen und Demonstranten möglichst weit fernzuhalten. 4600 Gittermatten werden Eggebrecht und seine Kollegen bis Mitte April zwischen die in 2,50 Meter Abstand stehenden Pfähle hängen. Die schräg abstehenden Abweiser am oberen Pfahlende werden Nato-Stacheldraht als sogenannten Übersteigschutz halten. Einen halben Meter tief werden Eisenmatten als „Unterkriechschutz“ senkrecht in den Boden vergraben.

Frank Neumann, Geschäftsführer der Zaunbaufirma aus dem nahen Bargeshagen, freut sich verhalten über den Auftrag für den Zaunbau. Maschendraht-, Gittermatten-, Zier- und Ballfangzäune sind seit 1991 sein Geschäft. Auch Tore und Drehtüren kann er einbauen. Als US-Präsident Georg Bush während seiner Stippvisite in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Juli zwei Nächte in Heiligendamm schlief, stellte Neumanns Firma auch schon einen Sichtschutz um das Hotel auf.

Über den Medienrummel zum Baubeginn für den G-8-Gipfel-Zaun freut Neumann sich weniger. Er will lieber „in Ruhe meine Arbeit machen“. 18 feste Mitarbeiter beschäftigt er, für den G-8-Auftrag wird er einige Aushilfskräfte einstellen, erzählt er. Nach dem Gipfel hat er sechs Wochen Zeit, die technische Sperre wieder abzureißen. Was er mit den Zaunteilen vorhat, „bleibt noch ein kleines Geheimnis“. Er habe Anfragen von Flugzeugbetrieben und Gartenschauveranstaltern.

Zwölf Millionen Euro hat der Bund für den Zaun um Heiligendamm veranschlagt. Wie viel Neumann davon erhält, erzählt er nicht. Für Überwachungskameras, Bewegungsmelder oder ähnliche technische Details ist er jedenfalls nicht zuständig. Auch die beiden Zufahrtsschleusen, durch die die Heiligendammer, ihre Gäste und alle Zulieferer ab Ende Mai hindurch müssen, baut Neumann nur zum Teil. Bauern sollen entschädigt werden, die ob der Sicherheitszone ihre Felder nicht nutzen können. Monty Schädel, Rostocker Anti-Gipfel-Koordinator, kritisierte, dass der Zaun „die Demokratie aussperre“.

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