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Zypern: „Am Anfang des Dialogs“

Der zyprische Präsident Christofias sieht Chancen für Vereinigung der geteilten Insel – warnt aber vor überhöhten Erwartungen

Auf Zypern treffen sichan diesem Montag die Unterhändler beider Volksgruppen, der Zyperngrieche Giorgos Jakovou und der Zyperntürke Özdil Nami, um Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der Insel vorzubereiten. Der neue Präsident der Republik Zypern, Dimitris Christofias, glaubt an die Möglichkeit einer Lösung der Zypernfrage und will dafür arbeiten, warnt aber auch vor übertriebenem Optimismus. „Für mich ist die Lösung des Zypernproblems ein Lebensziel“, sagte Christofias im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Die Zuversicht des türkisch-zyprischen Volksgruppenführers Mehmet Ali Talat, der vorige Woche eine Lösung bis Ende dieses Jahres als möglich bezeichnet hatte, teilt der Inselgrieche Christofias aber nicht: „Ich wollte, das wäre möglich“, sagte er, gab aber zu bedenken: „Wir stehen erst ganz am Anfang des Dialogs. Es gibt immer noch große Differenzen in Grundsatzfragen, und es wird viel Zeit kosten, sie zu überwinden.“

Der Einigungsplan des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, den die türkischen Zyprer 2004 in einer Volksabstimmung akzeptierten, die griechische Volksgruppe jedoch zurückwies, sei „Vergangenheit“, sagte Christofias. Er wolle für eine Lösung arbeiten, die sich auf die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zu Zypern, auf das Völkerrecht und das EU-Recht stützt. Ihm schwebe eine Föderation der beiden Volksgruppen mit zwei Zonen vor, sagte Christofias. Das Scheitern früherer Einigungsversuche führt der Präsident vor allem auf „Maximalforderungen, irreale Ziele, Nationalismus und ausländische Einmischungen“ zurück. Die wichtigste Lehre aus den Fehlschlägen sei, „Realitätssinn“ zu zeigen. „Mit gutem Willen und Flexibilität müsste eine Einigung möglich sein.“

Den Schlüssel zur Lösung der Zypernfrage sieht der Inselgrieche in Ankara: Entscheidend sei, „dass die Türkei ihre Politik ändert und die Zyperntürken frei über ihre Zukunft verhandeln lässt“. Als wichtige Voraussetzung für eine Zypernlösung sieht Christofias eine Vereinbarung über den Rückzug der türkischen Besatzungstruppen, die seit 1974 in Nordzypern stehen. Als EU-Beitrittskandidat müsse die Türkei verstehen, dass sie nicht Besatzungstruppen auf dem Territorium eines EU-Staates stationieren könne. Flexibilität deutete der zyprische Präsident in der Frage der türkischen Siedler in Nordzypern an, deren Zahl nach Angaben mancher griechisch-zyprischer Quellen bereits 200 000 übersteigt. Dabei handele es sich zwar völkerrechtlich um illegale Einwanderer, sagte Christofias, 34 Jahre nach der Inselteilung sei ihr Schicksal aber auch eine humanitäre Frage. „Eine gewisse Zahl von Siedlern wird auch nach einer Lösung bleiben“, sagte der Präsident.

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