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Politik: Zypern: Heute beginnt eine neue Verhandlungsrunde zwischen Griechen und Türken

Es ist eines der ältesten Probleme, für das die internationale Staatengemeinschaft eine Lösung sucht. Und so beginnen an diesem Mittwoch in Genf erneut Verhandlungen über das seit 1974 geteilte Zypern.

Es ist eines der ältesten Probleme, für das die internationale Staatengemeinschaft eine Lösung sucht. Und so beginnen an diesem Mittwoch in Genf erneut Verhandlungen über das seit 1974 geteilte Zypern. Und wieder - wie bei den beiden vorangegangenen Runden im Dezember und Januar - wollen die Führer beider Seiten nicht direkt miteinander sprechen. Denn keiner akzeptiert den vom anderen geforderten Status: der Türke Denktasch nicht jenen des Griechen Clerides, der sich Präsident der international anerkannten Republik Zypern nennt - und Clerides nicht den von Denktasch, der als Präsident der "Türkischen Republik Nord-Zypern" (TRNZ) allerdings nur von der Türkei protegiert wird.

So werden auch nun wieder die Vereinten Nationen (UN) die heikle Aufgabe als Zwischenträger übernehmen, in der Hoffnung, dass die fehlende Bereitschaft zum Kompromiss nicht in einem Fiasko endet.

Beinahe wären die Genfer Gespräche auf höchster Ebene nicht zu Stande gekommen. Diesmal drohte Denktasch mit einem Boykott, nachdem der Weltsicherheitsrat Mitte Juni eine Resolution zur Verlängerung des Mandats der UN-Friedenstruppen (UNFICYP) auf der Insel verabschiedet hatte, in der ein zuvor vereinbarter Anhang auf Druck der Zyperngriechen weggelassen wurde. Der Passus forderte von den UN, alle Aktivitäten im türkischen Norden der Insel mit der Regierung Denktasch abzusprechen. Griechisch-Nikosia wertete dies als indirekte Anerkennung des Teilstaates.

Selbst vom überraschenden Tauwetter in den traditionell stark angespannten Beziehungen zwischen den Mutterländern Türkei und Griechenland konnte Zypern nicht profitieren. Während die Außenminister Athens und Ankaras einander neue Freundschaft bezeugen, bleiben die Fronten auf Zypern unverrückbar. Zwar gaben häufigere Kontakte zwischen Bürgern der beiden Teilgebiete jenseits der UN-Pufferzone ein wenig Anlass zu Optimismus. Doch die Hoffnung zerstob, als Denktasch aus Ärger über die UN-Resolution die Bewegungsfreiheit der UN-Soldaten einschränkte.

Demonstrativ untermauert auch der neue türkische Präsident Sezer die Position der Zyperntürken. Als Ziel seiner ersten Auslandsreise wählte er die TRNZ, "um den türkischen Zyprioten zu versichern, dass ihr Problem unser Problem ist". Zugleich appellierte Sezer "an die Welt, die Realtiät der zwei Staaten auf Zypern anzuerkennen. Mein Besuch hier ist Teil dieser Realität."

Jenseits der "grünen Linie" appellierte Clerides an die Welt, "den größtmöglichen Einfluss auf Ankara auszuüben", damit die Genfer Gespräche Früchte trügen. "Wir erstreben eine Evolution der Republik Zypern zu einem föderalen, bi-zonalen und bi-kommunalen Staat mit einer internationalen Persönlichkeit, einer einzigen Souveränität. Einzig zur Anerkennung von zwei politisch völlig gleichgestellten Volksgruppen auf Zypern zeigt er sich bereit.

Die vergangenen Wochen auf Zypern waren geprägt von hektischer Diplomatie, damit die Genfer Gespräche nicht scheitern. Schlusstermine für diese Runde wurden nicht gesetzt, und die Vermittler hoffen, sich endlich substanziellen Fragen zuwenden zu können, ohne immer nur die alten, festgefahrenen Standpunkte verhandeln zu müssen. Zu diesem Zweck wollen die Vereinten Nationen auch Vorschläge präsentieren, deren Inhalt noch geheim bleibt. Im Wesentlichen geht es darum, beide Seiten für die Formel "Land für Frieden" zu gewinnen. Zyperns Türken stellen nicht einmal 20 Prozent der Inselbevölkerung, kontrollieren jedoch 38 Prozent des Territoriums. Grundsätzlich sind sie zur Diskussion über die Rückgabe von Land durchaus bereit, die Frage ist nur der Preis.

Birgit Cerha

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