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Nikosia: Bankkunden stehen vor den Geldautomaten einer geschlossenen Filiale, um Geld abzuheben. Voraussichtlich am Donnerstag werden die Banken wieder öffnen.

© dpa

Zyperns Banken bleiben geschlossen: Anlegern droht ein Verlust von 40 Prozent

Die Banken in Zypern blieben auch am Dienstag geschlossen. Erst am Donnerstag soll es der Bevölkerung wieder möglich sein, Geld abzuheben - 100 Euro pro Tag. Damit soll verhindert werden, dass die Bankkunden ihre Konten plündern.

Auch wenn Zypern vor der Pleite gerettet ist, kommt die Bevölkerung in der Inselrepublik weiter nur eingeschränkt an Bargeld. Am Dienstag blieben die Banken geschlossen; die zyprische Regierung bemüht sich nun um eine Öffnung der Geldinstitute am Donnerstag. Zunächst hatte es geheißen, dass die kleineren Banken wieder am Dienstag öffnen sollten. Mit der Verschiebung will Zyperns Zentralbank vermeiden, dass die Bankkunden ihre Konten plündern. Auch nach der Öffnung der Banken können die Kunden voraussichtlich zunächst nur 100 Euro pro Tag abheben.

In Nikosia wurde über die Umstrukturierung der Bank of Cyprus, der größten Bank des Landes, beraten. Kunden mit Guthaben über 100 000 Euro sollen mit einer Zwangsabgabe an der Sanierung der Bank beteiligt werden. Die Zwangsabgabe könnte rund 40 Prozent betragen, sagte Finanzminister Michalis Sarris. Aus Protest gegen die geplanten hohen Abgaben bei der Bank of Cyprus trat ihr Chef Andreas Artemi zurück.

Unterdessen kritisierte der Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB), Benoit Coeuré, Äußerungen von Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem zum künftigen Umgang mit in Schieflage geratenen Banken. Die Beteiligung von Gläubigern und Eigentümern an der Rettung der zyprischen Banken sei ein Einzelfall, sagte Coeuré. Dijsselbloem hatte am Montag erklärt, die Beteiligung von Aktionären, Anleihegläubigern und Sparern an der Sanierung von Banken – wie sie für Zypern geplant ist – tauge als Modell für künftige Rettungsaktionen im Krisenfall.

Der europapolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Manuel Sarrazin, bedauerte, mit dem Rettungspaket für das EU-Mitglied Zypern sei die Perspektive einer Vereinigung mit dem türkisch besetzten Norden der Insel in weite Ferne gerückt. Wegen der Beinahe-Pleite seines Landes sei der Handlungsspielraum des zyprischen Präsidenten Nikos Anastasiades eingeschränkt, sagte Sarrazin dem Tagesspiegel. Eine Wiedervereinigung mitsamt ihren positiven Folgen für den Tourismus in beiden Inselhälften stehe nun nicht mehr auf der Agenda. (mit rtr/dpa)

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