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Gestrichen, gestrichen, gestrichen: Das wird auch am Montag wieder die Standardauskunft auf den Anzeigetafeln am BER sein.

© dpa/Christoph Soeder

Update

Leipzig-Fans verpassen Spiel in Manchester: Warnstreik legt Flugbetrieb an vier deutschen Flughäfen lahm

Zehntausende Fluggäste sind am Montag von Verspätungen und Ausfällen betroffen. Auch am BER können am Dienstag noch Auswirkungen zu spüren sein.

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An den Flughäfen in Hamburg, Hannover und am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER begannen in der Nacht ganztägige Warnstreiks. Am BER blieben die Terminals am Montag nahezu menschenleer. Lediglich vereinzelt standen Reisende ratlos vor den Anzeigetafeln oder richteten sich auf den vielen freien Sitzbänken auf eine längere Wartezeit ein. 

Mit dem Beginn der Frühschicht um 3.30 Uhr hatten die Sicherheitsbediensteten am BER die Arbeit niedergelegt. „Wie angekündigt gibt es keine Abflüge“, sagte ein Flughafensprecher. Rund 200 Starts und etwa 27.000 Passagiere seien betroffen. Nach Angaben des Flughafensprechers fielen zudem etwa ein Drittel der ankommenden Flüge aus. .

Auch die Sicherheitskräfte an den Flughäfen Hamburg und Hannover haben die Arbeit niedergelegt. Aufgerufen zum Warnstreik waren auch die Beschäftigten des Bremer Airports. Die Arbeitsniederlegung an den norddeutschen Airports dürften auch Auswirkungen auf andere Standorte haben. 

„Die Auswirkungen sind massiv“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Die hatte zu dem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, der bis Mitternacht andauern soll. Nach wie vor gebe es keine Einigung für die Beschäftigten der Luftsicherheit, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Enrico Rümcer. „Daher gibt es für uns keine andere Möglichkeit als Streik.“ 

Verdi verhandelt bereits seit Jahren mit der Arbeitgeberseite, dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), über eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit. Außerdem gehe es um eine „bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte“, teilte die Gewerkschaft weiter mit. 

Zweiter Warnstreik in diesem Jahr

Verdi rechnete am BER mit rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, am frühen Morgen seien es etwa 50 gewesen. Es sei eine Kundgebung vor dem BER-Terminal auf dem Willy-Brandt-Platz geplant.

Es ist bereits der zweite Warnstreik in diesem Jahr, der den Flugverkehr in Schönefeld nahezu vollständig zum Erliegen bringt. Im Januar hatten neben dem Sicherheitspersonal auch die Beschäftigten der Bodendienstleister sowie die Mitarbeiter der Flughafengesellschaft selbst die Arbeit niedergelegt. Für diese wurden inzwischen Tarifabschlüsse erzielt. Für die Sicherheitsleute wird weiter verhandelt. 

Manche Auswirkungen des Warnstreiks am Flughafen Berlin-Brandenburg könnten Reisende auch am Dienstag noch spüren. „Wir gehen davon aus, dass der Flugbetrieb am Dienstag wieder normal laufen wird“, sagte ein Flughafensprecher auf Anfrage. Operativ sei alles vorbereitet. „Es kann allerdings Verschiebungen geben, weil es morgen zu mehr Abflügen kommen könnte.“ 

Flug für Fans von RB Leipzig gestrichen

Die Streiks wirken sich auch auf das Champions-League-Spiel von RB Leipzig bei Manchester City aus. Einige Fans des Pokalsiegers treten die Reise zum englischen Meister nicht an, da ihr Flug kurzfristig gestrichen worden ist.

Die Nachricht erreichte die betroffenen Personen teilweise während des Bundesliga-Spiels gegen Mönchengladbach am Samstag. Das Leipziger Kontingent von 3000 Tickets für das Spiel am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime) war bereits Ende Januar vergriffen. Wie viele Fans genau betroffen sind, ließ sich nicht beziffern. Der Fanverband versuchte über das Wochenende, eine kurzfristige Alternative per Charterflieger nach Manchester zu organisieren. Die nur den Hinflug beinhaltende Reise, die etwa 380 Euro pro Person kosten sollte, kam allerdings aufgrund zu geringen Interesses nicht zustande. Als Gründe nannte der Fanverband den Preis, Stornierungen und durch Anhänger selbst gefundene Alternativen.

Eurowings ist nicht Tarifpartner in dieser Auseinandersetzung, sondern – wie viele andere Airlines auch – Betroffener.

Stellungnahme der Fluggesellschaft Eurowings

Am Hamburger Flughafen begann der Warnstreik bereits am Sonntagabend. „Der Streik ist pünktlich losgegangen“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe der Deutschen Presse-Agentur. Für Montag wurden nach Angaben des Flughafens alle 123 ursprünglich geplanten Starts abgesagt und auch mindestens 50 der ursprünglich 121 vorgesehenen Landungen.

Aufgerufen zu dem Protest hatte die Gewerkschaft etwa 2000 Beschäftigte. Der Warnstreik trifft mitten in den Hamburger Frühjahrsferien voraussichtlich Zehntausende Flugreisende. Landungen sind demnach am Montag zwar möglich. Streikbedingt würden aber auch bei Ankünften ganztägig Flugstreichungen und deutliche Verzögerungen erwartet.

Es sei „mit massiven Beeinträchtigungen des Flugbetriebs und einer erheblichen Anzahl an Flugausfällen zu rechnen“, teilte die Fluggesellschaft Eurowings am Sonntag auf Anfrage mit. „Eurowings ist nicht Tarifpartner in dieser Auseinandersetzung, sondern – wie viele andere Airlines auch – Betroffener“, hieß es. Den Kundinnen und Kunden seien – soweit möglich – Alternativen oder Umbuchungen auf die Bahn angeboten worden.

Nach Angaben des Flughafenverbandes ADV werden nach aktuellem Stand insgesamt 351 Abflüge gestrichen. 45.000 Passagiere seien direkt betroffen. Bundesweit sei mit knapp 100.000 betroffenen Passagieren zu rechnen, da auch Flüge von anderen Flughäfen ausfallen werden. Erneut würden Reisende zum Spielball des Arbeitskampfes, kritisierte der Verband und monierte, die Ankündigung sei kurzfristig gekommen. Die Passagiere hätten kaum eine Chance, sich Alternativen zu suchen. (dpa)

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