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Brandenburg: Aus Rache: Obdachlosen gefoltert und getötet Ein 55-Jähriger musste sterben, weil seine Peiniger ihn offenbar für einen Kinderschänder hielten

Forst - Der Elfjährige glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Als der Junge mit seinem vor kurzem aus dem Gefängnis enlassenen Vater einen Ausflug machte, entdeckte Tim (Name geändert) im Auto ein abgeschnittenes Ohr.

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Forst - Der Elfjährige glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Als der Junge mit seinem vor kurzem aus dem Gefängnis enlassenen Vater einen Ausflug machte, entdeckte Tim (Name geändert) im Auto ein abgeschnittenes Ohr. Zu Hause erzählte Tim seiner Mutter von dem grausigen Erlebnis. Noch am selben Abend nahm die Polizei Tims Vater vor seiner Stammkneipe in der Kleinstadt Forst (Landkreis Spree-Neiße) fest. Jetzt sitzt der 46-Jährige wieder im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft wirft Olaf S. und seinem Bekannten Enrico T. (35) gemeinschaftlichen Mord vor.

Vor dem Haftrichter haben die beiden Männer gestern geschwiegen. Doch die Vorwürfe der Ermittler wiegen schwer: Die Verdächtigen sollen einen obdachlosen Mann am Sonntag in die Wohnung von Olaf S. geschleppt und den 55-Jährigen dort mit zahlreichen Messerstichen gequält haben. Außerdem schnitten sie demnach Bernd R. das rechte Ohr und den Penis ab. Das Opfer erlag in der Wohnung seinen schweren Verletzungen. Offenbar musste der Obdachlose sterben, weil er angeblich den Sohn von Olaf S. missbraucht hatte. Doch dafür, dass sich Bernd R. tatsächlich an dem elfjährigen Tim vergangen hat, liegen der Polizei derzeit keine Anhaltspunkte vor. Zu weiteren Details, wie etwa dem Ergebnis der Obduktion, will sich die Cottbuser Staatsanwaltschaft unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen derzeit nicht äußern. „Weil sich die Beschuldigten bisher nicht eingelassen haben, darf Täterwissen nicht öffentlich werden“, sagt der Staatsanwalt Hans-Josef Pfingsten. Deshalb heißt es auch auf die Frage, ob gegen den obdachlosen Bernd R. tatsächlich wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt wurde, nur knapp: kein Kommentar.

Aber es spricht einiges dafür, dass Olaf S. seinen Sohn nach der blutigen Tat für eine Spritztour im Auto von Enrico T. abholte. Tims Eltern leben seit längerem getrennt. Olaf S. war erst am 30. November aus dem Gefängnis entlassen worden. Er soll dort wegen nicht beglichener Schulden eingesessenen haben, aber im Rahmen der letzten Weihnachtsamnestie entlassen worden sein. Offenbar hatte er im Gefängnis auch Enrico T. kennengelernt. Der 35-Jährige hatte eine Geldstrafe abgesessen, und war Anfang November freigekommen.

Als Tims Mutter von dem abgetrennten Ohr erfuhr, informierte sie sofort die Polizei. In der verlassenen Ein-Zimmer- Wohnung von Olaf S. fand die Polizei die verstümmelte Leiche von Bernd R. Die mutmaßlichen Mörder griffen die Ermittler dann wenig später vor „Wartig’s Grill Stube“ auf. Es heißt, dass beide Männer – Olaf S. mehr, Enrico T. weniger – betrunken waren. Bei der Polizei zeigte sich Enrico T. während der ersten Vernehmung noch etwas gesprächiger als später beim Haftrichter. Der 35-Jährige sprach ausführlich über den Ablauf des betreffenden Tages. Als er aber bei der eigentlichen Tatzeit anlangte, hatte er „einen Filmriss“.

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