Brandenburg: Brandenburg braucht mehr Berliner Gäste Landtag berät neue Tourismuskonzeption
Potsdam - Brandenburg muss verstärkt um Gäste aus der Metropole Berlin werben. Diese Forderung ist gestern auf einer Experten-Anhörung im Landtag zur neuen Tourismus-Konzeption für die Jahre 2006 bis 2010 erhoben worden.
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Potsdam - Brandenburg muss verstärkt um Gäste aus der Metropole Berlin werben. Diese Forderung ist gestern auf einer Experten-Anhörung im Landtag zur neuen Tourismus-Konzeption für die Jahre 2006 bis 2010 erhoben worden. Zwar rede jeder davon, dass Berlin die wichtigste Quelle für den Tourismus im Land ist, sagte etwa Thomas Badstübner, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes. „Wer sich aber mit wachen Augen durch Berlin bewegt, nimmt Brandenburg nicht wahr.“ Dabei gehe insbesondere für die Gaststätten im Land „ohne Berlin gar nichts“. Trotz Fußball-WM habe es in der märkischen Gastronomie erhebliche Umsatzeinbrüche gegeben. Überhaupt sei manche Werbung für das Land, etwa die „Willkommens“-Schilder an den Autobahnen, zu „hausbacken“ oder wie die Dachmarke „Stadt – Land – Fluss“ beliebig.
Dagegen verwies Dieter Hütte, Geschäftsführer der Tourismusmarketinggesellschaft (TMB) auf die enge Kooperation mit Berlin. Die Metropole sei der touristisch umkämpfteste Markt Deutschlands. Länder wie Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen hätten ihre Marketing-Aktivitäten in Berlin ausgeweitet.
Trotzdem sei für 2006 mit einer positiven Tourismus-Bilanz zu rechnen. Brandenburgs Tourismusgewerbe (Bruttoumsatz 3,25 Milliarden Euro, davon über zwei Milliarden durch Tagesausflügler) registriert jährlich rund 8,5 Millionen Übernachtungen und drei Millionen Gästeankünfte, was allerdings seit Jahren stagniert. So kommen nur sechs Prozent der Gäste aus dem Ausland, im Bundesdurchschnitt sind es 13 Prozent. Jeder fünfte Besucher (19 Prozent) kommt aus Berlin. Die Tourismuskonzeption geht davon aus, dass sich der Wettbewerb um Gäste in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird.
Hütte kündigte Verbesserungen im TMB-Service an: Ab 2007 sollen Gäste über die TMB-Homepage nicht nur Übernachtungen, sondern auch Tickets für Theater und Kulturveranstaltungen buchen können. Insgesamt stößt die von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) vorgelegte neue Tourismuskonzeption für die Jahre 2006 bis 2010 in der Branche auf Zustimmung. Sie setzt – im Sinne der neuen Regierungspolitik die „Stärken zu stärken“ vor allem auf eine stärkere thematische Profilierung etwa im Kultur-, Wasser- und Radtourismus, aber auch auf eine höhere Professionalität und einen besseren Service. Außerdem wird angepeilt, strukturelle Hemmnisse abzubauen. So herrscht mit 13 schlecht finanzierten regionalen Tourismusgesellschaften – geprägt nach der Landkreisstruktur, nicht nach dem Markt – immer noch Kleinstaaterei. Alle Versuchen, diese Strukturen landkreisübergreifend nach Reisegebieten zu straffen, scheiterten bislang an lokalen Egoismen. Dies werde sich wohl erst nach einer Kreisgebietsreform ändern, sagte in der Anhörung Raimund Jennert vom Landestourismusverband. Das ist auch die Perspektive, die die Tourismuskonzeption nennt: Erst ein „Neuzuschnitt der Landkreise“ eröffne die „realistische Chance“ für einen „entscheidenden Impuls“ für eine neue Organisation der Reisegebiete nach „touristisch sinnvollen Zuschnitten“. Thorsten Metzner
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