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Brandenburg: Ein Laboratorium des Geistes

Das Potsdamer Einstein-Forum wird als „Ort der Ideen“ ausgezeichnet. Es vermittelt Wissenschaft in einfacher Form

Potsdam - Das Erfolgsgeheimnis des Einstein-Forums bringt seine Direktorin auf eine saloppe Formel. „Wir machen Einstein nach!“, sagt Susan Neiman. Und erzählt, als wäre sie dabei gewesen: Wie sich damals im Caputher Wohnhaus des Physikers, der schon zu Lebzeiten ein „Popstar“ der Wissenschaft“ gewesen sei, große Geister der Zeit wie Max Planck, Heinrich Mann oder Käthe Kollwitz versammelten, „um auf sehr informelle und intime Art und Weise über Gott und die Welt zu plaudern“.

Genau das geschieht an der ungewöhnlichen Potsdamer Einrichtung, die am Neuen Markt ihr Domizil hat, im Grunde heute auch. Und das sehr erfolgreich. Deshalb wird das „internationale Laboratorium des Geistes“, in dem regelmäßig Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen und aus aller Welt auftreten, am heutigen Donnerstag auch ausgezeichnet – als erster Ort Brandenburgs im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbes „Deutschland – Land der Ideen.“ Die Jury hatte aus 1200 Bewerbungen 365 Orte ausgewählt, die im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft die Innovationskraft der Deutschen illustrieren sollen.

Zwar ist das Einstein-Forum unter den neun ausgewählten Brandenburger Orten (siehe Kasten) gewissermaßen das Flaggschiff. Trotzdem ist es im Lande selbst noch wenig bekannt. „Es ist stärker in der öffentlichen Wahrnehmung außerhalb Brandenburgs und international verankert als in Brandenburg selbst“, sagt Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU). Wie hoch die internationale Reputation tatsächlich ist, hatte das Ministerium vor einigen Jahren erfahren. Als es die Mittel für die Landeseinrichtung (Jahresetat 750 000 Euro) kürzen wollte, „kamen Protestschreiben aus der ganzen Welt“, erinnert sich Wankas Sprecher Holger Drews. Inzwischen ist die Finanzierung gesichert.

Direktorin Susan Neiman hofft, dass die jetzige Auszeichnung auch hilft, Hemmschwellen im Lande gegenüber dem Einstein-Forum abzubauen. „Ich höre oft den Satz: Ich bin nicht gebildet genug“, berichtet die Philosophieprofessorin, eine Amerikanerin aus Atlanta (Georgia), die an der Harvard Universität Philosophie studierte.

„Dabei sind wir wirklich keine Eliteeinrichtung. Es war immer ein Ansatz Einsteins, dass man Forschung auch in einfacher Form präsentiert.“ Daher bemühe man sich, Wissenschaftler zu öffentlichen Vorträgen und Diskussionsrunden zu gewinnen, die in einfachem Englisch „klar und deutlich sprechen“. Neiman: „Das einzige Kriterium: Bei diesem Menschen wacht man auf.“ Entsprechend lautet auch der Leitsatz der Einrichtung: „Wer denkt, nur Langweiliges könne seriös sein, der war noch nicht im Einstein-Forum.“

Das Forum wurde 1993 gegründet. Ziel sei es damals auch gewesen, dass nicht nur die Avantgarde der alten Bundesländer nach Ostdeutschland kommuniziere, sondern dass auch Anstöße in umgekehrter Richtung gegeben würden. Heute, 13 Jahre danach, fällt das Fazit der Direktorin allerdings nüchtern aus. „Der Anspruch ist noch nicht erfüllt“, sagt Neiman. „Es gibt noch immer eine kulturelle Hegemonie des Westens.“ Neiman glaubt, dass es noch „zehn Jahre dauern wird, bis sich das ändert“. Informationen über das Einstein-Forum in Potsdam und sein Programm finden sich im Internet unter www.einsteinforum.de. Das Einstein-Haus in Caputh, normalerweise im Winter geschlossen, ist am heutigen Donnerstag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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