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Schülerinnen des Biologie-Leistungskurses vom Max-Plank-Gymnasium benutzen während eines Vortrags über die Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) ihr Smartphone im Unterricht.

© dpa/Roland Weihrauch

„Besorgniserregende Entwicklungen“: Brandenburger Ärzte fordern grundsätzliches Handyverbot an Schulen

Die Nutzung von Handys an Grundschulen ist in Brandenburg bereits untersagt. Der Landesärztekammer geht das nicht weit genug. Auch im Landtag gibt es Stimmen für ein rigoroseres Medienverbot.

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Brandenburgs Landesärztekammer hat vor den gesundheitlichen Folgen übermäßiger und unkontrollierter Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen gewarnt. In ihrer Kammerversammlung am Wochenende forderten die Standesvertreter ein Handyverbot an Schulen, das flächendeckend und verbindlich geregelt sein müsse, und auch in Pausen und außerhalb des Unterrichts gelten solle.

Darüber hinaus brauche es klare gesetzliche Regelungen zur Medien- und Plattformnutzung für Minderjährige, bundesweite Aufklärungskampagnen, die Eltern, Schulen und Jugendliche über Risiken, Prävention und gesunde Mediennutzung informierten sowie eine Stärkung der Präventionsprogramme in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen.

„Wir beobachten in unseren Praxen und Kliniken besorgniserregende Entwicklungen“, erklärt Kammerpräsident Frank-Ullrich Schulz. „Die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche nicht nur in eine digitale Abhängigkeit geraten, sondern auch Inhalte konsumieren, die nicht altersgerecht sind, wird stark unterschätzt.“ Ärztinnen und Ärzte beobachteten zunehmend, dass zu lange Bildschirmzeiten und unregulierte Mediennutzung ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben.

Dazu gehörten Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Schlafstörungen, Übermüdung und Fehlentwicklungen des Schlafrhythmus, Bewegungsmangel und Übergewicht, Entwicklungsrisiken durch fehlende soziale Interaktion oder psychische Belastungen bis hin zu Suchtmechanismen. „Es ist Aufgabe des Staates, Kinder und Jugendliche vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen – auch vor digitalen“, so Frank-Ullrich Schulz.

Handykonsum einschränken

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Björn Lüttmann, sagte am Dienstag, dass es in Brandenburg bereits eine Regelung gebe, wonach Handys an Grundschulen eingeschlossen werden müssen. „Meine persönliche Meinung ist, dass vermieden werden muss, dass in Schulen Ablenkung durch Handys erfolgt“, sagte Lüttmann. „Geräte, die nicht zum Arbeiten benutzt werden, haben im Klassenraum nichts zu suchen.“

Der Parlamentarische Geschäftsführer des BSW, Falk Peschel, sprach davon, die Position der Landesärztekammer uneingeschränkt zu teilen. An den Grundschulen habe man bereits Regeln zum Gebrauch digitaler Endgeräte umgesetzt, um den Medienkonsum einzuschränken. Ihm sei bekannt, dass an vielen Schulen darüber diskutiert werde, den Handykonsum auch in den Klassen sieben bis zehn weiter einzuschränken.

Unterstützung erhielten die Vorschläge der Mediziner auch aus der Opposition: Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion, Dennis Hohloch, nannte den Medienkonsum an den Schulen „viel zu hoch“. Deswegen fordere seine Fraktion schon länger ein Handyverbot an Schulen, nicht nur an Grundschulen, sondern auch in der Sekundarstufe 1.

„In Brandenburg passiert da gar nichts, obwohl das BSW das im Wahlprogramm hat“, wetterte Hohloch, dessen Partei vom Brandenburger Landesverfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wurde.

„Das BSW hat seine Existenzberechtigung völlig verloren, weil es keinen seiner Programmpunkte durchsetzen konnte, und einzig und allein der Durchsetzung des SPD-Programms dient.“ Auch CDU-Fraktionschef Jan Redmann betonte, dass es bereits eine ganze Reihe von Studien zu negativen Auswirkungen des Medienkonsums von Schülern gebe.

„Wir sprechen uns deswegen für ein Verbot von Handys an Grundschulen in Absprache mit Lehrkräften aus“, sagte Redmann. Handys könnten in den Schulen zwar gelegentlich als Lernmittel im Unterricht zum Einsatz kommen, sollten aber „nicht zum Daddeln benutzt“ werden.

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