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Der Waldbrand in dem ehemaligen Truppenübungsgebiet ist immer noch nicht gelöscht.

© dpa/Michael Bahlo

Update

Mehr als 300 Hektar betroffen: Auffrischender Wind facht Waldbrand bei Jüterbog an

Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz detonierte mehrfach Munition. Laut des Ordnungsamts hat die Feuerwehr die Lage im Griff.

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Auffrischender Wind hat den Waldbrand bei Jüterbog südlich von Berlin angefacht und die betroffene Fläche auf 326 Hektar mehr als verdoppelt. „Die Flammen laufen auf die Schutzstreifen zu, aber die Feuerwehr hat dort die Lage im Griff“, berichtete die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch am Montagmittag. Am Morgen hatte sie die betroffene Fläche mit mehr als 150 Hektar beziffert.

Auch die Fläche, auf denen tatsächlich Flammen lodern, habe sich von acht Hektar am Morgen im Laufe des Tages durch den Wind stark vergrößert, sagte Lindner-Klopsch. „Dazu können wir aber keine genauen Angaben mehr machen.“

Der Schutzstreifen im südlichen Bereich sei verbreitert worden, um Ortschaften weiter davor zu bewahren, dass Flammen von einem ehemaligen Truppenübungsplatz auf sie übergreifen, berichtete die Ordnungsamtsleiterin. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist mit Munition belastet. Am Sonntagabend und am Montagmorgen habe es auf der Brandfläche mehrere Detonationen von Munition gegeben, sagte sie.

Am Montagabend sei das Feuer an einigen Punkten so nah an die Wege herangekommen, dass die Feuerwehrleute kurz löschen konnten, berichtete Stadtbrandmeister Rico Walentin. „Das sind aber alles nur kleine Maßnahmen“, sagte er.

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Klimaforscherin spricht sich für kontrolliertes Abbrennen aus

Die Potsdamer Geoökologin Kirsten Thonicke hat sich unterdessen für ein kontrolliertes Abbrennen ausgesprochen. Bei der betroffenen Fläche handele es sich um einen Naturpark, Siedlungen und wichtige Infrastruktur seien nicht betroffen, sagte die Brandexpertin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Montag im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Es müsse aber sichergestellt werden, dass die umliegenden Ortschaften von der Rauchentwicklung nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Der Waldbrand brach auf einem ehemaligen Truppenübungsgebiet aus.
Der Waldbrand brach auf einem ehemaligen Truppenübungsgebiet aus.

© dpa/Michael Bahlo

Thonicke zufolge ist die Vegetation durch längere Trockenheit-Phasen der Vergangenheit gestresst und dadurch anfällig für Brände. Dies sei eine große Herausforderung für die Feuerwehren: „Wenn wir in den nächsten Tagen und Wochen keine nennenswerten Niederschläge zurückbekommen, die das alles mal so ein bisschen wieder durchfeuchten, dann sieht es nicht so gut aus.“ Thonicke ist am PIK stellvertretende Abteilungsleiterin für Erdsystemanalyse.

Stadtbrandmeister in Sorge

Stadtbrandmeister Rico Walentin blickt derweil mit Sorge auf die bevorstehenden Monate: „Der Sommer geht erst richtig los. Erschreckend, wenn man überlegt, was da noch kommen könnte.“ Der Waldexperte und Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Pierre Ibisch, geht davon aus, dass mit dem Klimawandel das Brandrisiko steigt. Im vergangenen Jahr hatte es mehr als 500 Brände in Brandenburg gegeben - so viele wie seit Jahren nicht.

Kein anderes Bundesland ist so stark mit Kampfmitteln belastet wie Brandenburg. Die Altlasten verrotten seit Jahrzehnten im Boden, bleiben aber gefährlich. Phosphormunition etwa gilt als leicht entflammbar. Zudem gilt das Bundesland wegen sandiger Böden mit viel Kiefernwald, der schnell austrocknet, als besonders anfällig für Brände.

Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände. Die Polizei in Potsdam berichtete etwa von einem Waldbrand, den zwei 10 und 13 Jahre alte Jungen entfacht haben sollen. Bei ihnen seien Feuerzeuge gefunden worden.

Waldbrandschutzbeauftragter erwartet keine Entspannung

Angesichts der anhaltenden Trockenheit erwartet der Brandenburger Waldbrandschutzbeauftragte Raimund Engel keine Entspannung der Lage. „Auch wenn es in den kommenden Tagen ein paar Niederschläge in Südbrandenburg geben sollte, wird dies an der Waldbrandgefahr kaum was ändern“, sagte Engel am Montag auf Anfrage.

Am Dienstag solle zwar ein Tiefdruckgebiet aus Südosten hereinziehen, aber nur für wenig Regen sorgen, berichtete Engel. Mit Sorge betrachte er, dass die Waldbrandgefahr für Brandenburg dann wegen der erhöhten Luftfeuchtigkeit von derzeit Stufe 4 (hohe Gefahr) auf 3 (mittlere Gefahr) zurückgestuft werden könnte, sagte er. „Dies gäbe nicht die reale Situation wieder, die brandgefährlich bleibt.“ (dpa)

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