
© P. Zinken
Brandenburg: Wieder alles offen am Checkpoint Charlie
Das Berliner Grundstück, auf dem auch das Museum zum Kalten Krieg entstehen sollte, wird zwangsversteigert
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Berlin - An der einen Seite der Friedrichstraße steht ein schwarzer, gerade errichteter Pavillon auf einer Brache, die Türen verrammelt. Auf dem Grundstück gegenüber werden soeben Buden fertiggestellt zum Verkauf von Fastfood: Der Checkpoint Charlie, der berühmteste Erinnerungsort an den Kalten Krieg, bietet auch mehr als 22 Jahre nach dem Mauerfall noch keinen Anblick, der seiner Bedeutung entspricht. Das Land Berlin will zwar in diesem Sommer in einer „Black Box“, einem schwarzen Pavillon, die provisorische Ausstellung zur einstigen Ost-West-Konfrontation eröffnen. Und im Hinblick auf eine spätere Bebauung des Grundstücks ist mit den bisherigen potenziellen Investoren vereinbart, in einem neuen Gebäude ein Museum zum Kalten Krieg einzurichten. Doch dieser Plan ist jetzt möglicherweise gefährdet. Denn das Areal der Black Box und das gegenüberliegende Grundstück sollen am 10. Mai zwangsversteigert werden.
Durch diese überraschende Entwicklung könnten die bisherigen Absprachen Makulatur sein. Verhandelt hat die Senatskulturverwaltung mit der irischen „Cannon Kirk-Investmentgroup.“ Diese übernahm Ende der 90er Jahre die beiden Grundstücke an der Friedrichstraße 205 und 47 von den vorherigen Eigentümern, der US-Immobiliengruppe CEDC. Aber offenbar nur anteilig, wie es heißt, weil die Besitzverhältnisse wegen offener Schulden noch nicht endgültig geklärt sind. Deshalb stehen die Areale weiterhin unter Zwangsverwaltung. Die Senatskulturverwaltung hatte sich aber mit der Cannon-Kirk- Gruppe darauf geeinigt, in einem an der Friedrichstraße 47 ab 2014 geplanten Neubau das „Museum des Kalten Krieges“ zu etablieren. Gegenüber, an der Nummer 205, wollten die Iren einen zweiten Neubau errichten mit Büros und Wohnungen. Bis zum Baubeginn haben sie das Areal an eine Firma verpachtet, die an gläsernen Buden Döner und Souvenirs verkaufen will. „Freedom- Park“ nennt sie ihr Projekt, das Ostersonntag eröffnete.
Die Kulturverwaltung reagierte irritiert, als der Termin der Zwangsversteigerung im Amtsgericht Mitte am Freitag bekannt wurde. Angemeldet hat die Versteigerung das Finanzamt Mitte. In Immobilienkreisen wird seither spekuliert, Cannon Kirk habe die Grunderwerbsteuer nicht bezahlt.
Aus Sicht der Kulturverwaltung ergibt sich aus der neuen Situation nicht zwangsläufig, „dass sich Cannon Kirk aus finanziellen Gründen zurückziehen muss und für das Land Berlin kein Ansprechpartner mehr ist,“ so ihr Sprecher Thorsten Wöhlert. Auf dem Areal lasteten noch Schulden aus den Zeiten des früheren US-Investors. Eventuell gehörten die Iren zum Kreis der Gläubiger und würden nun bei der Versteigerung versuchen, die Gelände ganz an sich zu bringen. Der Zwangsverwalter sowie die irische Gruppe waren am Freitag nicht erreichbar, die Finanzbehörde wollte sich „wegen der Geheimhaltungspflicht“ nicht äußern.
Sollte es um Cannon Kirk schlecht stehen, so müsste sich die Kulturverwaltung mit dem neuen Käufer auseinandersetzen. Carsten Spallek (CDU), Baustadtrat von Mitte, sagt: „Der Bezirk hat keine Chancen. Wir sind zwar baurechtlich zuständig, können aber nur die Bebauungshöhe und -dichte bestimmen.“ Die Kulturverwaltung setzt dagegen auf einen Passus im Kaufvertrag, den die US-Gruppe 1992 unterzeichnete, als sie die Areale vom Land übernahm. Darin verpflichtete sie sich zur Einrichtung von Museumsräumen. Das sei „wohl bis heute gültig“, meint Sprecher Torsten Wöhlert. Im Übrigen sei ein Museum ja ein sicherer Mieter. „Es wird uns nicht allzu schwerfallen, auch neue Bauherren zu überzeugen.“
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