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Brandenburg: Zwischen Genie und Wahnsinn Geldfälscherprozess: Kronzeuge erneut belastet

Potsdam – Erstmals seit seiner Verhaftung am 16. Dezember 2004 brach gestern der jüngste der drei gegenwärtig vor dem Potsdamer Landgericht angeklagten Mitglieder der Geldfälscherbande von Caputh, Aliaksei S.

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Potsdam – Erstmals seit seiner Verhaftung am 16. Dezember 2004 brach gestern der jüngste der drei gegenwärtig vor dem Potsdamer Landgericht angeklagten Mitglieder der Geldfälscherbande von Caputh, Aliaksei S., sein Schweigen. Laut Staatsanwaltschaft wollten die Männer im Vorjahr in einer stillgelegten Gärtnerei in Caputh mindestens fünf Millionen Euro fälschen und über Hintermänner in Umlauf bringen. (PNN berichteten.) Der 26-jährige Weißrusse ließ in einer von seiner Anwältin verlesenen Erklärung verlauten, er sei von dem bereits rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilten Vladislav L. (33) in Minsk zum Spezialisten für Druckmaschinen ausgebildet worden. Im Frühjahr 2004 sei er in einer Nacht- und Nebelaktion auf Drängen von L. nach Deutschland eingeschleust worden, um die in der Caputher Werkstatt vorhandenen Geräte instand zusetzen und zu warten. Er sei anfangs davon ausgegangen, dass es sich um legale Druckaufträge handle. Im August 2004 habe er gesehen, wie Vladislav L. am Computer Euro-Noten zeichnete. „Er sagte, er habe bereits in der Vergangenheit falsche Dollarnoten hergestellt und würde nun vom KGB und von irgendwelchen Arabern genötigt, Geld zu fälschen.“ L. – dessen Verhalten zwischen Genie und Wahnsinn schwanke – habe ihm allerdings versichert, absichtlich Fehler einzubauen und lediglich die Vorderseiten der Geldscheine zu bedrucken. Er habe ihn auch aufgefordert, zwei Schreckschusswaffen „scharf“ zu machen, um sich im Notfall verteidigen zu können. Und er sei auf die Idee gekommen, eine Cannabisplantage anzulegen, um sich eine zusätzliche Geldquelle zu erschließen. „Vladislav L. war wie ein großer Bruder für mich. Er hatte unendlich viele Gedanken und konnte sie alle umsetzen. Heute weiß ich nicht mehr, ob wir ihm nicht alle auf den Leim gegangen sind“, schätzte Aliaksei S. gestern ein. Er gab zu, sich schließlich an der Geldfälschung und am Cannabisanbau beteiligt zu haben. Danach setzte die Kammer die Befragung des Mitangeklagten Hasan Y. (43) fort. Der Deutsch-Iraner hatte am vorhergehenden Verhandlungstag den Weißrussen Vladislav L. ebenfalls schwer belastet. Dieser habe per Internet die nötige Druckausrüstung bestellt, die versprochene Herstellung der Falschgeldmillionen allerdings immer wieder verzögert. „Im August 2004 hatten Vladislav L. und Aliaksei S. die erste Probe fertig. Aber die war beschissen“, betonte Hasan Y. Er selbst sei von Anfang an der Meinung gewesen, die Sache könne nicht klappen. Deshalb sei vereinbart worden, die „Blüten“ zu verbrennen, die Maschinen zu verkaufen. „Das ist das Neueste, was ich höre. Wie erklären Sie sich dann, dass bei der Durchsuchung der Werkstatt noch Druckbögen in der Maschine steckten und missglückte Falsifikate herumlagen?“, warf Oberstaatsanwalt Peter Steiniger ein, trieb den Angeklagten damit in die Enge. Der Kammervorsitzende riet Hasan Y., bei „aller verständlichen Beschönigungstendenz“ wirklich reinen Tisch zu machen. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.

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