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Landeshauptstadt: Berufe nahe am Menschen

Tag der offenen Tür im Brandenburgischen Bildungswerk für Medizin und Soziales sowie in der Fachschule für Sozialwesen der Hoffbauer-Stiftung / Krippenerzieher sind sehr begehrt/ Musische Erziehung als Pflichtfach

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Brandenburger Vorstadt – Mit geübter Hand presst der Rettungsassistent in einem bestimmten Rhythmus den Brustkorb des Verunglückten, bis der Herzschlag einsetzt. Blitzschnell versorgt er ihn über eine Atemmaske mit Sauerstoff. Beruhigende Worte begleiten das Tun, vielleicht erreichen sie das Bewusstsein des Patienten ... Solche Szenen spielen sich tagtäglich tausendfach in den Rettungsfahrzeugen der Hilfsdienste ab. Am Tag der offenen Tür im Brandenburgischen Bildungswerk für Medizin und Soziales e.V. (BBW) war es eine Vorführung eines Azubis im Rettungssimulationsfahrzeug und die verunglückte Person war eine Puppe.

Trotzdem verfolgten die um den „Patienten“ herumstehenden Jugendlichen das Geschehen mit Spannung und großem Interesse, denn sie sind potenzielle Bewerber für eine Berufsausbildung, bei der sie sich nach zwei beziehungsweise drei Jahren als Rettungsassistent oder -sanitäter bezeichnen dürfen. „Wir haben einen sehr großen Zulauf“, berichtet Christoph Ritscher über den Verlauf des Tages der offenen Tür. Hunderte Jugendliche drängten sich am Sonnabend auf den Fluren und in den Räumen der staatlich anerkannten Einrichtung in der Zeppelinstraße 152. Ritscher ist Diplom-Medizin-Pädagoge und einer der beiden Geschäftsführer des BBW. Neben den Rettungsberufen findet im BBW eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, Heilpädagogen, Erzieher und Sozialassistenten statt. Nicht allen Schülern sind diese Berufsfelder bekannt, so dass der Tag der offenen Tür ihnen die notwendigen Informationen vermittelt. Für die oft lebenswichtigen Berufe bestehe eine große Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Mit steigender Tendenz. Die beruflichen Möglichkeiten und die Karrierechancen seien derzeit gut. „Alle, die abgeschlossen haben, sind auch untergekommen“, berichtet der Geschäftsführer. „Die Arbeitsplätze sind meist sicherer als in der Industrie“, sagt Ritscher. Kein Wunder, dass es mehr Bewerber als Ausbildungsplätze gibt. Oft verfügten die Schulabgänger der zehnten Klasse aber nicht über die notwendigen Voraussetzungen. Die deutsche Sprache beispielsweise sei eine entscheidende Grundlage für das Berufsbild eines Erziehers oder einer Heilpädagogin – einige Bewerber hätten aber die Note 4 oder 5 in Deutsch und kämen damit nicht in Frage. „Wir suchen uns die Besten aus“, sagt Ritscher. Bei drei Bewerbern pro Ausbildungsplatz sei das möglich.

Hermannswerder – Daniel Czullay und seine Eltern suchen etwas verunsichert auf dem weitläufigen Gelände der Hoffbauer-Stiftung auf Hermannswerder die Fachschule für Sozialwesen. Der erste Ansturm der Wissbegierigen ist schon vorüber, der Weg leider nicht ausgeschildert. Doch die meisten Interessenten kannten ihn offenbar. Bereits halb 10 Uhr standen sie am Samstag vor der Tür und warteten darauf, dass sich die Pforten öffneten. Etwa 300 bis 400 Ausbildungswillige, meint Schulleiterin Gabriele Ost, hätten den Tag genutzt, um bei den Pflegeübungen am „Unfallopfer“ zuzuschauen, die das 3. Lehrjahr gleich als Prüfungsvorbereitung nutzt, in der Lehrküche in ganz spezielle Kochbücher für Behinderte hineinzuschauen oder sich über das Auslandsaustauschstudium in England zu informieren.

200 neue Studierende pro Jahr nehme man auf, so die Schulleiterin. Die Bewerbungen seien meist dreimal so hoch, so dass es natürlich eine Auswahl unter den besten Bewerbern gebe. Wer mit einem Abschluss der 10. Klasse komme, könne sich erst einmal als Sozialassistent ausbilden lassen. Die meisten nutzten das als Vorstufe für die Fachschule. Wer bereits ein Abitur in der Tasche hat, Daniel bemüht sich zum Beispiel gerade um sein Fachabitur, kann sich sofort an der Fachschule bewerben und dort zum Erzieher oder Heilerziehungspfleger ausbilden lassen. Daniel gehört übrigens zur seltenen Spezies junger Männer, die sich für eine Ausbildung als Krippenerzieher interessieren und wenn er einen Ausbildungsplatz erhält und sich über die drei Ausbildungsjahre tapfer schlägt, hat er beste Berufschancen, denn Männer sind als Krippenerzieher noch immer rar. Gabriele Ost, die seit fünf Jahren die Fachschule auf Hermannswerder leitet, meint, sie hätte zu Beginn ihrer Amtszeit zwei bis drei junge Männer in den Klassen gehabt, jetzt seien es auch schon mal fünf oder sechs. Aber auch die Mädchen haben gute Chancen, einen festen Arbeitsplatz nach der Ausbildung zu finden. 80 Prozent aller Schüler hätten Ende des 3. Lehrjahres eine Arbeitsstelle, so Ost. Manch einer lasse sich auch erst einmal Zeit und suche den „Traumberuf“. „Ich habe gerade eine Absolventin getroffen“, meint Ost, „die ihn nach einer kurzen Auszeit tatsächlich gefunden hat.“

Vorteil der Ausbildung an der Stiftungsfachschule sei, dass viele im Stiftungsverbund selbst eine Anstellung fänden. Aber auch das Ausland lockt diesen und jenen Fachschulabsolventen. Das Auslandspraktikum im Rahmen des EU-Projektes Leonardo sei dafür eine gute Vorbereitung. Wer den Euro-Pass Berufsbildung erwerben will, wird in der Fachschule intensiv darauf vorbereitet, denn er muss sowohl Kinder als auch Behinderte in Englisch verstehen können. Seit fünf Jahren nimmt die Stiftungsfachschule nun schon am Leonardo-Projekt teil . Am Tag der offenen Tür bildete sich sogar eine Warteschlange, um mehr über Leonardo zu erfahren.

Zur Ausbildung in Hermannswerder gehört aber auch eine musisch-kreative Ausbildung als Pflichtfach. Sie reicht vom Erlernen eines Instrumentes über handwerkliche Fähigkeiten wie Töpfern oder Puppenbau und -spiel bis zur sportlichen Trainerlizenz oder der Motopädagogik. Wer später einmal als Heilerziehungspfleger Behinderte betreuen will, hat zudem die Möglichkeit, in Praktika auf Hermannswerder bereits mit ihnen zu arbeiten.

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