Landeshauptstadt: Betreuung im blauen Würfel
Diakonisches Werk startet Familienzentrum Am Schlaatz mit einer Spielgruppe für Null- bis Dreijährige
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Es sei eine Maßnahme gegen „große Hilflosigkeit“, sagt der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, Marcel Kankarowitsch. Die kirchliche Einrichtung hat gerade vom Kommunalen Immobilien Service (KIS) rund 400 Quadratmeter im Wohngebiet Am Schlaatz angemietet, um ein Familienzentrum aufzubauen.
Starten werde das Projekt mit einer Spielgruppe nach dem Modell der „Anderen Kinderbetreuung“ (AKI). Die werktäglich vierstündige Betreuung der Null- bis Dreijährigen sei kostenlos, funktioniere aber nur mit Beteiligung der Eltern, erklärt Beate Hänsel, die gemeinsam mit Birte Freudenberg das Zentrum leitet. Die Mütter und Väter müssten sich mit ihren individuellen Fähigkeiten einbringen: Mit den Kindern spielen, basteln, das Mittagessen zubereiten und so weiter. „Stärkung der Elternkompetenz“ laute die Formel, mit der man durch solche Angebote der häufigen Hilflosigkeit vor allem junger Eltern entgegensteuern wolle, sagt Kankarowitsch. Junge Mütter und Väter seien oftmals überfordert, wüssten nicht, wie sie mit Kleinkindern umgehen sollten und was von den Kleinen zu erwarten sei. „Der Austausch mit Gleichgesinnten kann da hilfreich sein“, erklärt der Geschäftsführer des Diakonischen Werks.
Die AKI könne aber nur von Eltern genutzt werden, die keinen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hätten. Das sei bei Familien der Fall, wo mindestens ein Elternteil nicht erwerbstätig, also Hartz-IV-Empfänger oder in Elternzeit, sei. Besonders für diese Klientel habe das Potsdamer Jugendamt auch diese Alternative zu den herkömmlichen Betreuungsformen entwickelt, sagt Kankarowitsch, der bei der gestrigen Projektvorstellung ein bisschen konsterniert war: Obwohl man gemeinsam mit dem Amt den Termin vereinbart hatte, glänzte die Stadtverwaltung durch Abwesenheit.
Das Familienzentrum in dem blau gestrichenen Gebäudewürfel, der einst als Kindertagesstätte gebaut wurde, sei eine gute Ergänzung zu den bestehenden Schlaatz-Angeboten wie Bürgerhaus und Nachbarschaftstreff, findet Sozialpädagogin Hänsel. Die Spielgruppe solle mit allerlei anderen Angeboten verknüpft und so zu einem Zentrum für junge Familien werden. Auch wolle man künftig Angebote für Migranten oder im Bereich Bewegung und Ernährung machen. Eine kleine Küche werde zu diesem Zweck noch eingerichtet. Im zweiten Stock teile sich das Diakonische Werk den Sportraum mit dem Kinderclub „Unser Haus“. Der sei aber mehr für die Regentage und die Eltern-Kind-Sportgruppe gedacht. Viel Auslauf gebe es nämlich auch auf der Außenfläche vom Bisamkiez 26. Hier hat der KIS im Zuge der Sanierung den Spielplatz neu gestaltet – mit Buddelsand und Klettergerüsten. Außerdem stehe das Törchen zum Garten der benachbarten Freien Schule immer offen, sagt Birte Freudenberg: Ein gewollter Austausch auch mit größeren Kindern.
Damit die Spielgruppe aber familiär bleibe, wolle man nur maximal 15 Kinder aufnehmen. „Wenn es mehr werden, machen wir eine zweite Gruppe auf“, so Hänsel. Wünschenswert sei es, wenn die Eltern mindestens drei Mal pro Woche ehrenamtlich mitarbeiteten. „Aber wir wollen ihnen auch den Rücken freihalten, damit sie Zeit haben, Bewerbungen zu schreiben oder auch unsere Hilfen wie Erziehungs- und Schwangerenberatung zu nutzen“, sagt Freudenberg. Über die Presse, aber auch im Stadtteilmagazin „TauZone“ und in Flyern machten sie auf ihr Angebot aufmerksam. Ihren erster öffentlichen Auftritt haben die beiden Sozialpädagoginnen auf dem Stadtteilfest am 14. Mai. Zu erreichen ist das Familienzentrum unter der Tel.: (0331) 817 12 63.
Nicola Klusemann
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