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Aus dem GERICHTSSAAL: Diebische Tante

Beutezug mit der Nichte in der Schulturnhalle kostete 600 Euro Strafe

Stand:

Hartnäckig beteuert Jovanka J. (30 Jahre alt, Name von der Redaktion geändert) zu Prozessbeginn: „Ich habe nicht gewusst, dass die Mädchen etwas stehlen wollten.“ Auf Nachfragen der Vorsitzenden Richterin gibt sie später unwirsch zu: „Ja, wir waren alle drei in der Turnhalle und haben die Sachen genommen.“ Damit erspart die im Wohngebiet Am Schlaatz lebende Serbin ihrer damals noch strafunmündigen Nichte Valentina und deren Freundin die Zeugenaussage vor Gericht.

Die Quittung für ihr Tun: 600 Euro Strafe. Die schmerzen die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin empfindlich. Und das sollen sie nach Ansicht des Gerichts auch. Nach Auffassung der Anklage entwendete Jovanka J. am Morgen des 5. Oktober 2007 im Umkleideraum der Sporthalle des Leibniz-Gymnasiums aus der abgelegten Kleidung von sechs Schülern drei Geldbörsen, drei Handys sowie drei MP3–Player. Die Polizei stellte die dreifache Mutter wenig später. Ein Schaden entstand den Bestohlenen nicht. Sie konnten ihr Eigentum vollzählig wieder in Empfang nehmen.

„An dem besagten Tag hatten zwei achte Klassen zwischen 7.30 und 9 Uhr Sport“, erzählt die Lehrerin Monika K. (56) im Zeugenstand. „Die Jungs waren auf dem Sportplatz, die Mädchen in der Halle.“ Kurz vor acht Uhr habe es an der Tür der Turnhalle geklingelt. „Die ist immer abgeschlossen, damit nichts gestohlen wird. Als ich öffnete, stand diese Frau mit einem Kind davor“, erinnert sich die Lehrerin, weist mit den Augen auf die Angeklagte. Sie habe eine ihrer Schülerinnen sprechen wollen. „Ich dachte, sie ist eine Mutter, es hätte ja etwas passiert sein können.

Doch das Mädchen erklärte, es habe Angst vor der Person und wolle mit ihr nichts zu tun haben. „Daraufhin habe ich die Frau weggeschickt. Nach der Sportstunde stellten die Schüler dann fest, dass ihnen Sachen fehlten. Ich habe den Schulleiter informiert. Der rief gleich die Polizei“, erklärte die Zeugin. Dass Valentina den Unterricht an diesem Tag schwänzte, sei ihr nicht merkwürdig vorgekommen. „Die war selten da.“

„Der Diebstahl war nicht meine Idee“, beteuert Jovanka J. „Darauf sind Valentina und ihre Freundin ganz alleine gekommen.“ Die Vorsitzende Richterin schüttelt dazu den Kopf. „Warum haben Sie den Kindern nicht erklärt, dass das Unrecht ist?“, hakt sie nach. Sie vermutet, die Angeklagte habe ihre Nichte sowie deren Freundin zum Stehlen angestiftet, um ihre Haushaltskasse aufzubessern.

„Ich habe damals zwei Monate lang kein Geld vom Arbeitsamt bekommen und hatte nur noch 2,50 Euro. Die Sachen wollte ich verkaufen. Ich denke, ich hätte knapp 100 Euro dafür bekommen“, übersetzt die Dolmetscherin die Aussage der Angeklagten. „Dann wären Sie wegen Hehlerei dran gewesen“, grollt der Vertreter der Anklage. „Finanzielle Probleme lassen sich nicht mit Straftaten lösen.“Hoga

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