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Landeshauptstadt: „Endlich ausschlafen“

Polizeisprecherin Angelika Christen übergibt ihr Amt an Nachfolgerin Katrin Laurisch

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Der Mord an einem Polizisten, ein vermisstes Kind und das spurlose Verschwinden einer 17-Jährigen: Als Angelika Christen ihren Dienst als Polizeisprecherin im Präsidium 1994 antrat, ballten sich die „wirklich schlimmen Fälle“. Ein Schock für die Zehlendorferin, die zuvor die Öffentlichkeitsarbeit für den damaligen Landkreis Potsdam gemacht hatte. So bewegt blieb der Berufsalltag nicht. „Trotzdem waren die ruhigen Dienstlagen auch in all den Jahren danach eher selten“, sagt sie.

Die heute 57-Jährige beginnt mit dem Jahreswechsel ihre Altersteilzeit. „Endlich ausschlafen“, sagt die Polizeisprecherin, die immer kurz nach sieben Uhr morgens zur Lagebesprechung im Büro sein muss. Der Einblick in die Polizeiarbeit hat das Verhältnis der Angestellten zu den Ordnungshütern verändert, sagt sie. Zuvor kannte sie die Polizei so wie jeder andere Bürger auch. Jetzt wisse sie, „wie die Kollegen arbeiten“, sagt Angelika Christen in respektvollem Ton. Vor allem in den Anfangsjahren habe sie vermitteln müssen: Zwischen den Interessen der Journalisten und denen der Polizei. Es habe von Seiten der Polizei eine Menge Vorbehalte gegeben. Zu DDR-Zeiten war Polizeiarbeit Verschlusssache.

Als 1997 Matthias Hintze, Sohn eines Geltower Gastronoms, entführt und Wochen später tot in einem Erdloch aufgefunden wurde, habe die Pressestelle des Präsidiums unter damaliger Leitung von Geert Piorkowski einer Festung geglichen – „belagert von Journalisten aus ganz Deutschland“, erinnert sich Angelika Christen. Nach der Strukturreform der Polizei in Brandenburg vor sechs Jahren wechselte sie zum Schutzbereich Potsdam und übernahm dort die Pressestelle. Dadurch, dass Potsdam Landeshauptstadt und auch Promiwohnort ist, habe sie auch viel mit Berliner und bundesdeutschen Medien zu tun. Das sei spannend, aber nicht immer angenehm. Vor allem die Privatsender wollten hier kriminelle Handlungen wie beispielsweise illegale Autorennen nachstellen, die im Schutzbereich gar kein Thema seien. „Dafür stehen wir nicht zur Verfügung.“ In solchen Fällen schwinde auch ihre zuvorkommende Art, sagt die Sprecherin. Anders, wenn Filmleute oder Romanautoren nachfragen, um möglichst detailgetreu die Polizeiarbeit wiederzugeben. „Da helfe ich gern.“ Heute ist Angelika Christens letzter Arbeitstag. Neben dem Ausschlafen freut sich die Berlinerin jetzt auf uneingeschränkten Kulturgenuss: „Ich interessiere mich sehr für Theater, Kunst und Architektur und muss nun nicht mehr an Wochenenden in langen Warteschlangen stehen.“

Ihre Nachfolgerin, die 29-jährige ausgebildete Polizistin Katrin Laurisch, ist gespannt auf unruhige Dienstlagen. Sie wechselt zum 1. Januar von der Polizeipressestelle Havelland, wo – wie sie sagt – „nicht viel los war.“ N. Klusemann

N. Klusemann

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