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Landeshauptstadt: Erfrischender Trick der alten Römer

Im Potsdamer Exploratorium wird Brause zu Eis – ganz ohne Gefrierschrank

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Jonas verzieht das Gesicht: „Ganz schön sauer“, sagt er und begutachtet das lila Eis am Stil, das er in der Hand hält. Auch wenn es geschmacklich noch nicht ganz ausgereift sein mag, ist es ein ganz besonderes Eis: Der sechsjährige Jonas hat es eben aus Limonade selbst hergestellt und das dafür nötige Brausepulver auch. Das Besondere daran: Einen Gefrierschrank hat er dafür nicht gebraucht.

Boris Smalla und Axel Wagner vom Exploratorium begeben sich mit den Kindern auf eine Reise in die Vergangenheit, „als es noch keine Gefriertruhen gab – die Kinder können sich das ja gar nicht mehr vorstellen“, so Smalla. Damit die Brause aber trotzdem gefriert, kommt die „Kältemischung“ ins Spiel. Ein Trick, den schon die alten Römer genutzt haben, um sich bei sommerlichen Temperaturen Erfrischung zu verschaffen. Eis – das im Exploratorium künstlich erzeugt, früher aber aus den Bergen herbeigeschafft wurde – wird zu Schnee zerkleinert und in einer Schüssel mit Kochsalz verrührt. Sofort kühlt die Mischung auf minus 20 Grad Celsius ab, die hineingesteckten Eisformen gefrieren innerhalb von Minuten.

Doch so leicht die Kältemischung auch herzustellen ist – der Mechanismus dahinter ist komplizierte Chemie: Das Salz, das unter den Schnee gerührt wird, bringt das Eis zum Schmelzen, ein Mechanismus, den man vom „Salz streuen“ auf winterlichen Straßen kennt. Doch woher kommt die Kälte? „Bei der Lösung des Salzes müssen die Ionengitter, die Bindungen der Salzkristalle, aufgebrochen werden“, erklärt Smalla. „Dazu ist Energie nötig.“ Gleichzeitig entsteht beim Verflüssigen des Eises Energie. Ist die benötigte Energie, wie in dem Fall der Kältemischung, größer als die entstehende, muss die restliche Energie aus der Umgebung genommen werden – in Form von Wärme. Das Ergebnis dieses endothermischen Effekts: Die Umgebungstemperatur sinkt. Das bedeutet, dass, obwohl das Eis zu schmelzen beginnt, seine Temperatur sinkt. Das hineingesteckte Thermometer beweist es: Minus 18 Grad zeigt es mittlerweile an und die Brausebläschen in den hineingesteckten Reagenzgläsern erstarren.

Wie die Blasen in die Limo gekommen sind, wissen Sue, Florian und Jonas inzwischen auch: Mit dem Mikroskop sind sie dem fertigen Pulver auf den Leib gerückt, um die Zutaten zu identifizieren. Keine leichte Aufgabe, doch schnell wird klar, was drin sein muss im Brausepulver: „Farbe und Geschmack“, sagt Florian. Beim Mischen des Pulvers helfen Boris Smalla und Axel Wagner mit ein paar nützlichen Tipps: Zitronensäure steht auf dem Tisch, genau wie Natron. Doch was davon macht denn nun die Blasen? In Wasser aufgelöst sprudelt keins der Pulver. Aber es wäre kein Experiment, wenn die Zutaten nicht zusammengemischt werden würden. Und siehe da: Aus Zitronensäure, Natron und Wasser wird eine sprudelnde Brause. Und der Geschmack? Der Himbeer- und Waldmeistersirup macht die Brause nicht nur süß, sondern auch schön bunt.

Zufrieden lecken die kleinen Wissenschaftler an ihrem selbstgemachten Eis. Ob sie mit dem Begriff „Endotherme Reaktion“ jetzt etwas anfangen können? Axel Wagner sieht das gelassen: „Es reicht ja eigentlich schon, wenn sie sich wundern.“

Noch bis zum 26. August kann im Exploratorium mit den Kältemischungen Eis hergestellt werden. Der Preis beträgt 3 Euro zuzüglich zum Eintrittspreis von 4 Euro für Kinder und 5,50 Euro für Erwachsene. Anmeldung an der Kasse.

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