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Landeshauptstadt: Erweckung der drei Schönen

Palais Ritz-Lichtenau, Schauspielerkaserne und Predigerwitwenhaus werden saniert

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Innenstadt - Die letzten schlafenden Architektur-Schönheiten der Potsdamer Innenstadt öffnen die Augen – gleich drei große Häuser bedeutsamer Architekten sind derzeit in der Sanierung oder deren Sanierung steht unmittelbar bevor: das Palais Ritz-Lichtenau am Neuen Garten, das Predigerwitwenhaus in der Breiten Straße und die ehemalige Schauspielerkaserne in der Posthofstraße. Viertes Objekt in dieser Oberliga geschichtsträchtiger Altbauten in der Potsdamer Mitte ist das Brock“sche Haus in der Yorckstraße, von dem Eigentümer Lorenz Bruckner gestern den PNN sagte, er sei „mit Nutzern in interessanten Gesprächen“.

Das Palais Ritz-Lichtenau, 1796 bis 1797 von den Architekten Michael Philipp Boumann in Zusammenarbeit mit Carl Gotthard Langhans erbaut, sollte einst Residenz für eine Maitresse Friedrich Wilhelms II. sein, für Wilhelmine Enke, geadelt zur Gräfin Lichtenau. Allerdings starb der König zwei Monate nach Fertigstellung des Wohnpalais inklusive Sichtachse zum Neuen Palais. Nun will eine echte Prinzessin einziehen: Viola von Hohenzollern. Genauer gesagt, die Firma, deren Geschäftsführerin sie ist und die das frühklassizistische Wohnpalais Ende 2007 erwarb. Die Friedrich Gustav Theis Kaltwalzwerke GmbH aus Hagen, die nach eigenen Angaben 1500 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, wird das Palais Ritz-Lichtenau bis Sommer 2010 zu einem Konferenz- und Gästehaus umwandeln, erklärte gestern Theis-Finanzchef Ulrich Kudlinski den PNN. Der Bauantrag sei bereits gestellt, aber noch nicht genehmigt worden. Ziel der Sanierung ist es, so Kudlinski, die historische Substanz zu erhalten oder wieder herzustellen, was „nicht preiswert“ sein werde.

Die gute Nachricht für das Predigerwitwenhaus: Bis spätestens Ende diesen Jahres soll die seit September 2007 laufende Sanierung beendet sein, wie Architektin Ilka Reimer vom Architekturbüro Reimer und Kempe gestern den PNN sagte. Die schlechte Nachricht: Wie zwei aufwändige Gutachten ergaben, ist das bestehende Predigerwitwenhaus nicht das älteste Haus Potsdams, wie die Potsdamer Denkmalpflege laut Ilka Reimer zunächst vermutete. „Es ist nicht das Highlight, für das wir es zunächst gehalten haben“, erklärte die Architektin. Der Vorgängerbau von Johann Gregor Memhardt (1607-1678) aus dem Jahr 1675 sei 1825/26 teilweise noch auf den alten Fundamenten nach Entwürfen des Schinkel-Schülers Carl Wilhelm Redtel völlig neu errichtet worden. Immerhin war das Predigerwitwenhaus die älteste soziale Einrichtung Potsdams, erklärt Ilka Reimer. Es wurde von Kurfürstin Dorothea für die Witwen und Waisen reformierter Priester gestiftet. Eine der letzten Bewohnerinnen des Hauses werde nach der Sanierung wieder in eine der 20 dann modernen kleinen Wohnungen in dem Gebäude einziehen, so Ilka Reimer.

Ebenso wie das Predigerwitwenhaus wird die so genannte Schauspielerkaserne in der Posthofstraße vom Architekturbüro Reimer und Kempe saniert. Beide Gebäude wurden vom Fuhrunternehmer Holger Behnke erworben. In dem mit einem imposanten frühklassizistischen Giebelrelief geschmückten Haus wohnten einst die Schauspieler der nahen „Kanaloper“. In den Jahren 1793 bis 1795 war das Stadttheater auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm II. errichtet worden. Wie auch das Schauspielhaus stammt der Entwurf für die Schauspielerkaserne von Carl Gotthard Langhans (1732-1808); ausgeführt hat beide Bauten Michael Phillip Boumann d.J.. Langhans ist auch Architekt des Brandenburger Tors in Berlin. Er gilt als der bedeutendste Vertreter frühklassizistischer Architektur in Preußen.

Das Theater am Potsdamer Stadtkanal wurde im II. Weltkrieg durch Fliegerbomben zerstört, die Schauspielerkaserne blieb übrig und erhält nun in Anlehnung an die frühere innere Baustruktur 34 kleine Wohnungen, erklärte gestern Architektin Jutta Kempe. Diese Wohnungen sollen nach der Fertigstellung Ende dieses Jahres vermietet werden.

Der von Langhans entworfene Giebelfries zeigt Theater-Motive. Restauriert wird es unter anderem von Rudolf Böhm, ehemals Leiter der Restauratorenwerkstatt der Stiftung Preußischen Schlösser und Gärten. Welche Farbe der Fries einmal hatte und wieder haben wird ist Jutta Kempe zufolge noch nicht geklärt und Gegenstand von Laboruntersuchungen.

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