Etwas HELLA: Farbenlehre am Laternenpfahl
Hella Dittfeld freut sich über Wahlwerbung fürs Schlaraffenland
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Dass Politikerköpfe und die Versprechen der Parteien vor Wahlen an Laternenpfählen hängen, hat keine hintergründige Bedeutung. Es ist einfach praktisch. Manchmal denkt der unbedarfte Betrachter allerdings, es geht im Moment gar nicht um die am 28. September anstehende Kommunalwahl, sondern um die Verheißung des Schlaraffenlandes. Und da es sich dabei um ein Märchen handelt, sollte man die Ankündigungen auf den Plakaten vielleicht auch nicht allzu ernst nehmen. Ein Hundsfott, wer es trotzdem tut. Die Gefahr ist allerdings groß. Denn mal ehrlich, wer möchte nicht gern annehmbare Strompreise haben und eine „bürgerfreundliche Energiepolitik“ oder „Kulturangebote für alle“. Dass da gerade jemand aus Bürgerbündniskreisen die Jugendkultur erheblich dezimiert und den Lindenpark in den Konkurs getrieben hat, das kann doch mal vorkommen und sollte keineswegs die schöne Verheißung in Frage stellen. Gegen den Mittelstand als Jobmotor ist ebenfalls nichts einzuwenden. Bewegen bringt Segen. Eine kleine Fraktion muss sich nach der Wahl nicht einmal revidieren, wenn etwas nicht klappt, Schuld sind dann natürlich die anderen. Außerdem hat sie beachtliche Vorbilder.
Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, hat der CDU-schwarze Bundeskanzler Konrad Adenauer seinerzeit erklärt und ist damit in die Geschichte eingegangen. Und für Nach-Wahl „Versprecher“ sind sich die SPD-roten Genossen auch nicht zu schade. Da kann doch ein Bürgerbündnis in Gelb-Gold erst recht loslegen, was das Zeug hält. Womit unsere Deutschlandfarben wahlträchtigerweise komplett wären.
Um das Goldgelb gab es übrigens einigen Zoff mit der FDP, die meint, sie hätte die Farbe für sich gepachtet. Die FDP hat sich nun erst einmal ins Blau-Gelb gerettet und mit dem Spruch „Man kann immer was machen“ total ins Schwarze getroffen. Sogar wenn schlaraffenland-ähnliche Zeiten ausbrechen, was aber bei den Energiepreisen und der Teuerung von Lebensmitteln nicht zu befürchten ist, kann man immer noch was machen. Zum Beispiel könnte man an Wahlprogrammen basteln, die wirklich sagen, wo es langgehen soll und dann auch noch garantieren, dass nach der Wahl, vor der Wahl ist.
An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch ihr geliebtes Potsdam etwas heller wird. Man darf aber auch ganz anderer Meinung sein.
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