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Von Henri Kramer: Großdemo gegen Atomkraft geplant

Rund 1000 Teilnehmer erwartet / Debatte um Kernkraft unter Bundestagsabgeordneten der Region

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Angesichts der Reaktor-Katastrophe in Japan rufen Anti-Atom-Initiativen, Umweltverbände, die Studentenvertretung der Universität Potsdam, linke Gruppen und die Grünen zu einer landesweit zentralen Demonstration gegen Atomkraft am morgigen Donnerstag in Potsdam auf. Der Protestmarsch soll 18 Uhr am Luisenplatz beginnen und zwei Stunden dauern. „Die Menschheit muss nun endgültig einsehen: Die Atomkraft ist weder einer Renaissance wert, noch eine Brückentechnologie. Das Risiko zur vernichtenden Katastrophe und das seit Jahrzehnten ungelöste Entsorgungsproblem sind untragbar“, heißt es in einem gestern verbreiteten Aufruf zur Demonstration. Grünen-Landeschef Benjamin Raschke sagte, die Teilnehmer des Zuges am Donnerstag seien aufgerufen, der Bundesregierung mit einer „beeindruckenden Anti-Atomdemo in Potsdam den Kopf zu waschen“.

1000 Teilnehmer sind bei der Polizei angekündigt. Als Route geplant ist eine Strecke vom Luisenplatz zum Nauener Tor, von dort zum Platz der Einheit und zurück zum Luisenplatz. Ein ursprünglicher Plan der Organisatoren, auch das Gebäude des Stromkonzerns EonEdis in der Berliner Straße 10 anzusteuern, scheiterte nach PNN-Informationen an den zu engen Platzverhältnissen vor dem Firmensitz. Zugleich ist auch für den kommenden Montag eine weitere Mahnwache am Platz der Einheit für die Opfer in Japan geplant. Zu einer kurzfristig angesetzten Mahnwache am Montag waren bereits bis zu 300 Teilnehmer gekommen.

Unterdessen haben sich Bundestagsabgeordnete aus der Potsdamer Region auf PNN-Anfrage zur Zukunft der Kernenergie angesichts der Ereignisse in Japan geäußert. Die Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit, sagte, die Katastrophe in Japan gebiete es, nun erst einmal innezuhalten und nachzudenken: In den nächsten drei Monaten würde die Sicherheit aller deutschen Kernkraftwerke überprüft und sieben alte Kernkraftwerke vom Netz genommen. Reiche geht davon aus, dass einige von diesen nicht mehr zurück ans Netz gehen werden. Sie betonte, dass die CDU den Atomausstieg nicht infrage stelle. Vielmehr solle der Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigt werden. Für den „Übergang ins regenerative Zeitalter“ werde die Kernenergie aber noch „einige Jahre“ gebraucht. Reiche sagte, die schwarz-gelbe Bundesregierung fördere den Ausbau der erneuerbaren Energien „stärker als es Rot-Grün je getan hat“. Auch FDP-Landeschef Heinz Lanfermann sagte, die Atomkraft werde „für eine gewisse Zeit“ weiter als Brückentechnologie benötigt. Darüber hinaus dürfe Deutschland seine „ambitionierten“ Klimaschutzziele nicht aus den Augen verlieren, die bei einem Ersatz von Kernenergie durch Kohlekraft „schlichtweg nicht realisierbar erscheinen“, so Lanfermann.

SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein, ihre Grünen-Kollegin Cornelia Behm und Linke-Parlamentarierin Diana Golze gaben sich bei der Atom-Frage einig: Der Ausstieg müsse so schnell wie möglich kommen. „Ich finde es schlimm, dass die Bundesregierung erst jetzt bereit ist, die Argumente der Atomkraftgegner zur Kenntnis zu nehmen“, so Wicklein. Behm sagte, gerade in Brandenburg gebe es viel Potenzial für erneuerbare Energien aus Sonne, Wind und Erdwärme. Golze erklärte, das Verbot der Nutzung von Kernenergie müsse im Grundgesetz verankert werden. (mit SCH)

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