Landeshauptstadt: Heuer kritisiert Sturz durch „Inszenierung“ Ex-Kreisvorsitzender von Potsdam: „Man hat
den Kreisverband vor eine Zerreißprobe gestellt“
Stand:
Herr Heuer, auf dem Kreisparteitag sind sie abgewählt worden. Gleichzeitig wurden sie heftig kritisiert. Wovon sind Sie am meisten enttäuscht?
Das Ziel einiger Genossen, mich zu stürzen, ist mit einer öffentlichen Inszenierung verbunden worden. Das ist neu für Die Linke. Damit hat man den Kreisverband vor eine Zerreißprobe gestellt. Es wurden politische Schwergewichte – darunter drei Landtagsabgeordnete, die Landesgeschäftsführerin, der Landesvorsitzende und deren Mitarbeiter – aufgeboten, um Vorwürfe zu produzieren, über die vorher nicht gesprochen wurde. Darüber bin ich enttäuscht. Gefreut habe ich mich dagegen, dass ich in Anbetracht dieser deutlichen Positionierung dennoch eine recht breite Unterstützung aus der Basis erhalten habe.
Sehen sie auch eigene Fehler?
Gemessen an den Ergebnisse meiner Arbeit waren es die Fehler, die jedem Menschen einmal unterlaufen können. Außerdem habe ich den alten Fehler der Linken begangen, entstehende Probleme zum Schutz der Partei nicht zu kommunizieren. Das hat sicherlich die Zuspitzung am Wochenende ermöglicht.
Nach dem Parteitag haben sie Thomas Nord, dem Landesvorsitzenden der Linke, „schlechten Stil“ vorgeworfen. Warum?
Es ist ein einmaliger Vorgang, dass ein Landesvorsitzender der Linken, der in der Vergangenheit mit dem Kreisverband lange Zeit in Konflikt stand, vor einen Parteitag tritt und die Abwahl des Kreisvorsitzenden fordert.
Wie sehen sie die Rolle von Hans-Jürgen Scharfenberg?
Die Zukunft ist darauf angelegt, dass wir in der Stadtfraktion zu gemeinsamer Arbeit verpflichtet sind. Dazu gibt es keine Alternative.
Also werden sie keine persönlichen Konsequenzen aus der Niederlage ziehen?
Ein Wahlergebnis muss man akzeptieren. Ich werde mich selbstkritisch hinterfragen und an gute Ergebnisse der eigenen Arbeit anknüpfen. Wegen des fast vollständigen Austausches des Kreisvorstands werden meine Erfahrung aus den vergangenen Jahren weiter gebraucht werden. Ich sichere meinem Nachfolger die volle Unterstützung zu.
Was bedeutet das Ergebnis für die Potsdamer Linke?
Es ist deutlich geworden, dass es in den politischen Vorstellungen nur Nuancen gibt. Aber es gibt gravierende Unterschiede im politischen Stil und im persönlichen Umgang miteinander. Politischer Stil bedeutet dabei, den richtigen Ton zu treffen und die Fähigkeit zuzuhören, die Bereitschaft zu Kompromissen und die Fähigkeit zur Integration. Da wird man sehen, wie sich Günther Waschkuhn als neuer Kreisvorsitzender positioniert.
Das Interview führte Henri Kramer
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