
© A. Klaer (Archiv)
Bäckerei Fahland aus Potsdam: Integration in der Backstube
Potsdamer Unternehmen wie die Bäckerei Fahland finden neue Arbeitskräfte unter den Geflüchteten. Der Chef ist zufrieden mit den neuen Mitarbeitern, doch es gibt einige Hürden.
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Potsdam - Er war der erste, der zu ihm kam: „Do you have work for me?“ - „Haben Sie Arbeit für mich?“, fragte Nicolas Omondi per Telefon. Frank Fahland, Inhaber der Bäckerei Fahland, musste nach dem ersten Telefonat und einem Treffen nicht lange überlegen: „Er machte einen positiven Eindruck und ich nahm ihn gern“, sagt der 63-Jährige. Natürlich habe es die Sprachbarriere gegeben, doch die ist inzwischen Vergangenheit. Omondi, der als politischer Flüchtling aus Kenia kam, ist seit eineinhalb Jahren in der Bäckerei beschäftigt und spricht fließend Deutsch. „Das lernt man am schnellsten auf der Arbeit“, sagt Fahland. In der Teigmacherei, einer großen Halle, in der sich die Brotkisten und -formen stapeln und schon der Sauerteig für den nächsten Morgen in großen Kesseln angesetzt ist, beginnt Omondis Dienst je nach Schicht um 23 Uhr abends, ein Uhr in der Nacht oder fünf Uhr morgens. Das Bäckerhandwerk ist keine leichte Arbeit.
Fahland: „Fleißig, pünktlich, sie machen einen guten Job“
Nicolas Omondi ist nicht der einzige Mitarbeiter bei Frank Fahland, der eine Flucht hinter sich hat. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen in seinen 14 Filialen 135 Menschen, von denen sieben aus Afghanistan, Kenia und Syrien kommen. „Es sind geschätzte Mitarbeiter in der Produktion und im Verkauf“, betont Fahland. „Fleißig, pünktlich, sie machen einen guten Job.“ 2016 erhielt Fahrlands Bäckerei den Integrationspreis der Landeshauptstadt für ihr Engagement für Flüchtlinge. Ebenfalls seit 2016 ist sie Mitglied des Netzwerks „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ - als eine von mehr als 1300 registrierten Firmen. Die Plattform ist eine Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und wird durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Sie informiert über Rechtsfragen, gibt praktische Tipps und bringt Geflüchtete und Unternehmen zusammen.
Hoher bürokratischer Aufwand
Frank Fahland sieht es pragmatisch: „Ich brauche Arbeitskräfte und die Leute sind motiviert.“ Was ihm aber zu schaffen mache, ist der hohe bürokratische Aufwand, der mit der Einstellung von Flüchtlingen verbunden ist. Zudem sei häufig unsicher, ob die Arbeitserlaubnis verlängert werde, teilweise gebe es Wartezeiten von mehreren Monaten. Ein Risiko, das nicht alle Unternehmen tragen können. Fahland wünscht sich einen zentralen Ansprechpartner, der alle notwenigen Informationen kurz und gebündelt zur Verfügung stellt. Eine Stelle, die es nicht gibt.
Diana Golze (Linke), brandenburgische Arbeitsministerin, weiß um das Problem. Sie informierte sich vor Ort über die Erfahrungen der Bäckerei bei der Integration und dämpft zugleich Hoffnungen auf schnelle Lösungen: „Das Asylrecht ist kompliziert“, sagt die Ministerin, doch mittlerweile gebe es mit der Betrieblichen Begleitagentur ein Angebot, das den Kontakt zwischen Unternehmen, Geflüchteten und Kommunen herstellt und zu konkreten Förder- und Unterstützungsangeboten berät.
Geld zu verdienen sei zunächst wichtiger als eine dreijährige Ausbildung
Ramona Schröder, Leiterin der Potsdamer Agentur für Arbeit ist optimistisch. In der zweiten Jahreshälfte 2016 konnten von den 1000 in Potsdam als arbeitslos gemeldeten Geflüchteten 135 in Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. In den ersten vier Monaten dieses Jahres waren es bereits 102. „Etwa ein Viertel der 481 in Potsdam sozialversicherungspflichtig beschäftigten Flüchtlinge ist im Gastgewerbe tätig“, sagt sie. Sorgen macht Ramona Schröder ein anderer Umstand: Der Wunsch nach einer Ausbildung ist bei den Flüchtlingen häufig sehr gering. Eine dreijährige Ausbildung sei in den Herkunftsländern meist nicht üblich. „Es ist schwer, das zu vermitteln.“ Geld zu verdienen sei für die meisten zunächst wichtiger, als eine lange Zeit in die Ausbildung zu investieren.
In der Bäckerei Fahland indes wird sich das Team weiter vergrößern: „In zwei Tagen wird ein neuer Auszubildender kommen, der Bäcker werden möchte“, freut sich Frank Fahland. Es ist ein Flüchtling aus Kenia.
Heike Kampe
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