Landeshauptstadt: Kaiserschloss Babelsberg
Fast zehn Millionen teure Finanzierung der Schlosshülle gesichert / Neues Nutzungskonzept
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Babelsberg - Für die Außensanierung des Schlosses Babelsberg beginnen in Kürze die Bauplanungen. Dafür wird ein Expertenteam zusammengestellt. Dies teilte Dirk Dorsemagen, der zuständige Baudenkmalpfleger, auf einer Publikumsführung mit. Ab 2011, wenn die praktischen Arbeiten anlaufen, soll das Schloss in Gerüsten stehen. Die Finanzierung in Höhe von fast 9 Millionen Euro sei gesichert. Neben Mitteln aus dem sogenannten Masterplan, zu dem der Bund und die Länder Brandenburg und Berlin entscheidend beitragen, werden dafür auch 800 000 Euro aus dem kürzlich in Potsdam von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee übergebenen Förderbescheid für energiesparende Maßnahmen eingesetzt.
Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh hat klargestellt, dass die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten von der bisherigen Nutzungskonzeption für ein wiederhergestelltes Schloss Babelsberg abgerückt ist. Den nicht zuletzt Vorstellungen der Bundesregierung geschuldeten Ausbau des Untergeschosses für repräsentative Empfangsräume und eine noble gastronomische Betreuung wird es nicht geben, erklärte er gegenüber PNN – ebenso wenig ein mit modernster Computertechnik ausgestattetes touristisches Informationszentrum. Vielmehr soll der Schwerpunkt auf die Darstellung der Kaiserzeit gelegt werden, aus der sich Babelsberg als einziges Schloss erhalten hat.
Bei den Kunsthistorikern und Denkmalpflegern der Stiftung löste diese Entscheidung Erleichterung aus. „Das nun fallen gelassene Konzept hätte nach der Nachkriegsnutzung des Schlosses unter anderem für die Richterschule der DDR erneut Eingriffe in die Denkmalsubstanz bedeutet“, sagte Dorsemagen. „Wir freuen uns, dass es vom Tisch ist.“
Mit den 800 000 Euro für die energetische Sanierung können die aus Eichenholz bestehenden Rahmen der rund 200 Fenster erneuert und zuverlässig gegen Wärmeverluste abgedichtet werden, ebenso andere Fassadenteile und Fußböden. Eine besondere Herausforderung stelle das aus Eisenguss bestehende Terrassenfenster zum Speisesaal dar, so Dorsemagen. „Bei der Sanierung der Außenhülle fangen wir nicht bei Null an“, erklärte der Baudenkmalpfleger. Das Backsteinmauerwerk ist relativ gut erhalten, ausgewechselt werden müssen schadhafte Ziegel. Insgesamt soll das Schloss aber nicht „auf neu“ herausgeputzt werden, sondern weiter die Spuren seiner Geschichte zeigen.
Umfangreiche Arbeiten stehen an den Dächern an. Geprüft wird, ob die Kupferbleche der Eindeckungen gegen das ursprünglich verwendete Zinkblech ausgetauscht werden können. Reparaturbedarf haben die kleinen zinnengekrönten, inzwischen von Birken bewachsenen Türmchen, die u.a. die Fassade am Speisesaal schmücken. Für die Fassaden wurden unterschiedliche Materialen verwandt – der rötliche Romanzement und dann der neue graue Portlandzement für den ersten, 1833 - 35 nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels errichteten Teil des Schlosses, für den Erweiterungsbau ab 1845 dann auch Sandstein und Terrakotta. Dorsemagen hofft, dass bei sparsamer Verwendung die Mittel auch noch für die Restaurierung des Standbildes des Erzengels Michael reichen, das unweit des Schlosses steht.
Der Sanierung der Innenräume wird allerdings dauern: Kastellanin Ulrike Gruhl schätzt, dass darüber noch zwei Jahrzehnte ins Land gehen. Sie wird ab April 2009 wieder die wenigen für die museale Darstellung freigegebenen Schlossräume zeigen. Darüber hinaus sind Sonderausstellungen der wegen Bauarbeiten aus Schloss Charlottenburg ausgelagerten Silberschätze der Hohenzollern sowie zum 20. Jahrestag des Falls der „Mauer“ vorgesehen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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