Homepage: Kamasutra im Kutschstall
Studentische Veranstalter sehen die fünfte Potsdamer Literaturnacht als Neupositionierung
Stand:
Coca Cola trifft auf Kamasutra. Und auf den Potsdamer Kutschstall am Neuen Markt. Das versprechen die Veranstalter vom Potsdamer „Literaturnacht e. V.“ für ihre fünfte Literaturnacht, die am kommenden Samstag (ab 19 Uhr) in dem besagten Kutschstall stattfinden wird.
Die Organisatoren haben für ihr Plakat absichtlich eine Aufmachung gewählt, die an die braune Brause und damit einen Inbegriff des Westens erinnert. Es werde eine „Kamasutra-Lesung“ geben, bei der sich Gewohntes und Fremdes begegnen, so der Student Julian Drews. Er ist dieses Jahr für den inhaltlichen Ablauf der Literaturnacht zuständig. „Die indische Philosophie des Kamasutra wird auf unsere alltäglichen Gewohnheiten und Vorstellungen treffen“, sagte er im Gespräch mit den PNN. Der uralte indische Text, der nach der Möglichkeit eines guten Lebens fragt, soll den Zuschauern auf kreative Weise näher gebracht werden. „Religion, Macht und Lust“ seien Schlüsselbegriffe der Philosophie des Kamasutra, erläuterte Drews.
Autoren, Schauspieler und Musiker werden gemeinsam den Abend gestalten. Die Besonderheit der diesjährigen Literaturnacht liege darin, dass zwei Autoren eigens Texte zum Thema verfasst haben, so die Veranstalter. Es sei in der Planung entscheidend gewesen, dass Künstler und Veranstalter den Abend gemeinsam entwickeln wollten, so Julian Drews. Deshalb habe der „Literaturnacht e. V.“ bewusst Künstler aus Potsdam eingeladen. So wird die etablierte Potsdamer Autorin Christine Anlauff („Good morning, Lehnitz“) gemeinsam mit dem Nachwuchsautor Christoph Beck lesen. Auch der Cellist Sonny Thet tritt regelmäßig in Potsdam auf. Die Schauspieler Peter Wagner und Marie-Luise Lukas sind am Hans Otto Theater bekannte Größen. Nur der DJ für die anschließend geplante Feier wird extra aus Madrid eingeflogen.
Der „Literaturnacht e. V.“ ist eine feste Größe im Potsdamer Kulturleben. Er wurde im Jahr 2002 als studentische Initiative am Institut für Romanistik der Universität gegründet. Mit seinem Ziel, junge Literatur zu fördern und bekannte Autoren in die Stadt zu holen, hatte der Verein schnell Erfolg. Schon zu der ersten Veranstaltung erschienen 200 Zuschauer, erinnerte sich Daniel Wehry, erster Vorsitzender des Vereins.
Seitdem hat der Verein bekannte Autoren wie den Österreicher Robert Menasse oder die spanische Bestsellerautorin Lucía Etxebarría nach Potsdam geholt. Doch auch die Potsdamer Nachwuchs-Szene ist über die Zeitschrift „Schreib“ mit dem Verein vernetzt.
Daniel Wehry betonte, dass der Verein zwar seine Wurzeln in der Universität habe, inzwischen aber auf eigenen Beinen stehe. Wehry selbst unterrichtet an einem Potsdamer Gymnasium. Dieser Wandel erkläre auch, warum die Literaturnacht im vergangenen Jahr vom Neuen Palais an den Neuen Markt zog. Im Sommer 2006 verhinderte die Fußball-WM eine Literaturnacht im Freien. Nun wird sie nachgeholt und ist gleichzeitig Ausdruck des Wandels im Verein. Das Bestreben, Kunst und Leben zusammenzuführen, ist aber eine Konstante geblieben. Stand die letzte Literaturnacht noch unter dem Motto „ÜberLeben schreiben“, so soll auch die „Kamasutra-Lesung“ die Frage nach einem gelungenen Leben aufwerfen.
Der gemeinnützige „Literaturnacht e. V.“ nimmt am Samstag keinen Eintritt. Ein Obolus von drei Euro wird aber für ein „Literaturnacht-Kissen“ fällig. Wozu die Besucher der „Kamasutra-Lesung“ dieses Kissen benötigen, wollten die Veranstalter nicht verraten. Mark Minnes
Die fünfte Potsdamer Literaturnacht. Samstag, 18. November, ab 19 Uhr, Kutschstall am Neuen Markt. Mehr Informationen unter: www.literaturfestival.net
Mark Minnes
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: