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Landeshauptstadt: Kleines Küken macht Furore

Potsdamer Präparator räumte bei Europameisterschaft viele Preise ab

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Betritt man die Präparationswerkstatt des Potsdam-Museums in der Hebbelstraße, glaubt man, der Wellensittich würde gleich zu zwitschern anfangen. Erst wenn er sich auch nach zehn Minuten noch nicht bewegt hat, erkennt der verblüffte Besucher, dass er ebenfalls zu den Tierpräparaten gehört. Beim Seidenäffchen, das frech auf einem Tierschädel hockt, ist von Anfang an klar: er ist ein Präparat, allerdings ein überaus gelungenes.

Auf der „European Taxidermy Competition“ (ETC), der Europameisterschaft der Präparatoren, belegte Christian Blumenstein in der Kategorie Kleinsäuger mit ihm den zweiten Platz. Ein Bussardküken von ihm gelangte sogar in die Masterkategorie und bekam dort 90 von 100 möglichen Punkten. Mit insgesamt 13 Objekten war der Potsdamer Präparator zur ECT gereist und kam mit 13 Preisen zurück, darunter sechs blaue Schleifen, die für die höchste Bewertungsstufe stehen. „Die Preisrichter gehen bei der Beurteilung mit Lupe und Taschenlampe vor“, erzählt Blumenstein. Da werde genau geprüft, ob die Haltung natürlich ist, das Federkleid sich wie bei dem Bussardküken ohne Fehl und Tadel plustert, ob die Augen richtig sitzen und ob Teile, die eingefärbt werden mussten wie Schnabel oder Krallen, den richtigen Farbton haben. Blumenstein hat vor allem bei kleinen Tieren die Plastination ähnlich der Gunther von Hagens perfektioniert. Dabei wird die natürliche Körperflüssigkeit durch Polyethylenglykol ersetzt, das langsam aushärtet. Dadurch wird ein Schrumpfungsprozess verhindert und Blumenstein erzielt lebensechte und – wie die Teilnahme an der Europameisterschaft der Präparatoren gezeigt hat – auch preiswürdige Leistungen. Bei größeren Tieren wird das Fell dagegen abgezogen, gegerbt und auf einen nach dem Skelett modellierten Körper wieder aufgebracht.

Blumenstein ist der einzige festangestellte Präparator des Potsdam-Museums und durch seine Hände geht so ziemlich alles, was für Ausstellungen oder die Museums-Sammlungen konserviert wird. „Wir bekommen immer wieder tote Fundtiere angeboten. Für die Ausstellung „In der Spur des Menschen“ wurde auch manches von Jägern zur Verfügung gestellt, außerdem steht das Museum mit Zoos in Verbindung, die hin und wieder verstorbene Tiere abgeben. Das betrifft sogar weiter entfernte, wie den Augsburger Zoo, der Blumenstein nicht nur das Seidenäffchen übereignete, sondern auch mit anderen Exoten bei eine Ausstellung aushalf. Aus Augsburg stammt zum Beispiel der rosarote Flamingo und das kleine Känguru.

„Für die Europameisterschaft habe ich eigentlich nur nebenher gearbeitet“, sagt Blumenstein. „Meine Hauptbeschäftigung in den letzten Wochen war die Ausstattung der Ausstellung in der Breiten Straße 13, für die etwa 40 Vögel, 30 Säuger und jede Menge Insekten präpariert werden mussten.“ Dazu kamen die Lebensräume, ausstaffiert mit Buschwerk, getrockneten Gräsern und einer „Wasserlandschaft, die ebenfalls „plastiniert“, das heißt glibbrig erstarrt ist.

Zu Blumensteins Aufgaben gehört aber auch die Bearbeitung von Totfunden in der Region, speziell von bedrohten Tierarten wie der Großtrappe, dem Seeadler oder Fischotter, die für die Sammlung des Museums von hohem Wert sind, weil sie heute und später über eben diese Tierpopulationen und ihre Entwicklung Auskunft geben und für wissenschaftliche Arbeiten heran gezogen werden können.

Das Potsdam-Museum besitzt als einziges im Land Brandenburg eine solche Sammlung. Es ist dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

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