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Landeshauptstadt: KULTUR–IMPLOSION

Abseits der Schwergewichte Hans Otto Theater und Kabarett Obelisk scheint Potsdams Kultur zu implodieren. Es begann mit dem Lindenpark e.

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Abseits der Schwergewichte Hans Otto Theater und Kabarett Obelisk scheint Potsdams Kultur zu implodieren. Es begann mit dem Lindenpark e.V., der schon 2006 ins Schlingern geriet. Finanzielle Ungenauigkeiten führten erst zum Wechsel in der Führung und schließlich zur Insolvenz in diesem Jahr.

Ende 2006 der nächste Schicksalsschlag: Das Al Globe-Multikulti-Zentrum im Kabarett in der Charlottenstraße 31 schloss, weil sich der Träger übernommen hatte. Mittlerweile wurde es als Club Charlotte wiedereröffnet.

Der Aderlass kultureller Standorte in Potsdam ging indes weiter: Im Frühjahr wurden – wie zum Beweis des Vorwurfs, der Kulturstandort sei totsaniert – die legal nutzbaren Grafitti-Wände an der Schiffbauergasse abgerissen.

Im Mai dieses Jahres verlor der Spartacus e.V. sein Domizil in der Schlossstraße – der Lindenpark e.V. hatte das Haus aufgeben müssen. Auch der Jugendclub S 13 ist seitdem auf Raumsuche. Für dieses Pflichtangebot vermittelte die Stadt Ausweichräume, die aber Veranstaltungen nicht zulassen. Der angebotene Spartacus-Alternativstandort in der Johannsenstraße ist umstritten, weil abgelegen und baufällig.

Pünktlich vor der Waschhaus-Wiedereröffnung im frisch sanierten Haus an der Schiffbauergasse kam die nächste Hiobsbotschaft: Auch der Trägerverein des zweiten großen soziokulturellen Zentrums musste im August Insolvenz anmelden. Über Jahre schon hatte der Verein keine Gemeinnützigkeit mehr. Sowohl Waschhaus als auch Lindenpark bieten aber noch Programm, neue Träger sollen im November feststehen.

Der Archiv e.V. muss seit den Kommunalwahlen kämpfen, weil das alternative Jugendzentrum marode ist. Gestern nun die Nachricht, dass dessen Schließung scheinbar gewiss ist: Über zehn Jahre gab es noch nicht einmal eine Baugenehmigung. SOS-Rufe tönen auch vom Theaterschiff: Ohne eine Spendenaktion drohe der Stadt-Spiel- Truppe an der Alten Fahrt das Ende. Zuvor wurden ohne Ankündigung die Tanzparties auf dem Kahn ersatzlos gestrichen – mit unterschiedlichen, teils unverständlichen Begründungen.

Selbst Neugründungen sind nicht gefeit vor Verdrängung. Die Freien Kammerspiele Babelsberg, die erst in diesem Jahr den Spielbetrieb in der Villa Hirsch aufgenommen haben, müssen ein neues Domizil suchen. Die Arbeiterwohlfahrt hat das Haus erworben und will eine Kita daraus machen.

Und auch das ist Kultur, der der Platz genommen wird: Am 31. Oktober wird die Skaterhalle in der Kurfürstenstraße geschlossen. Das Gelände ist verkauft. KG

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