zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Mehr Frauen in die Stadtpolitik Neugebildeter Potsdamer Frauenrat schrieb offenen Brief an die Parteien und erhielt erst zweimal Antwort

Innenstadt – „Die Frauen sind in der Stadtverordnetenversammlung unterrepräsentiert. Wir haben in Potsdam 77 000 Frauen als Einwohner und 72 000 Männer“, sagte gestern Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Sabina Scheuerer in einem Pressegespräch.

Stand:

Innenstadt – „Die Frauen sind in der Stadtverordnetenversammlung unterrepräsentiert. Wir haben in Potsdam 77 000 Frauen als Einwohner und 72 000 Männer“, sagte gestern Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Sabina Scheuerer in einem Pressegespräch. In der Stadtverordnetenversammlung säßen derzeit 33 Männer und 17 Frauen. Durch die Kommunalwahl 2008 möchte das der neugebildete Potsdamer Frauenrat ändern. Er wandte sich deshalb in einem offenen Brief an alle demokratischen Potsdamer Parteien, um sie zu bewegen, mehr Listenplätze mit Frauen zu besetzen und den Problemen der Frauen generell mehr Beachtung zu schenken. Bisher hätten sich jedoch erst zwei Parteien zurückgemeldet, so Scheuerer, nämlich Die Linke und die FDP.

Die Linke habe schon bei den Spitzenkandidaten in den Wahlkreisen die „Frauenquote“ gut erfüllt, meinte die Gleichstellungsbeauftragte und sie zeige sich auch gegenüber der Frauen-Problematik aufgeschlossen. Dem Argument der FDP, es ginge bei der Kandidatenaufstellung nicht ums Geschlecht, sondern um die Qualität, wollte der Frauenrat nicht folgen. Da werde schon wieder als Vorurteil transportiert, dass es nicht genug qualifizierte Frauen gebe, meinte Prof. Elke Liebs (Universität Potsdam), ebenfalls Mitstreiterin im Frauenrat. Im September will man sich noch einmal an die Parteien wenden und zu einer Diskussionsrunde einladen. Scheuerer hält bei der Zusammensetzung der Potsdamer Bevölkerung eigentlich eine Quote von 60 zu 40 in der Stadtverordnetenversammlung für angemessen. „Natürlich 60 Prozent Frauen“, sagt sie nicht ganz ernst gemeint. Aber auch andere Forderungen nach einer Gleichstellung von Mann und Frau seien noch längst nicht erfüllt. Als Probleme nannte Bettina Saar vom Deutschen Frauenring e.V. schlechte Einstiegschancen in den Beruf nach einer Babyauszeit, kaum Abendbetreuung in den Kitas und zu wenig bezahlbaren Wohnraum.

Der Frauenrat gründete sich im Dezember 2007 in der Nachfolge des Frauenstammtisches. Der war in die Jahre gekommen, sowohl bei der altersmäßigen Zusammensetzung wie auch beim Engagement. Es sei immer wieder schwierig, vor allem junge Frauen für die gesellschaftliche Arbeit zu finden, gestand Karin Adams, ebenfalls vom Frauenring aus eigener Erfahrung. Kinder und Karriere seien schon schwer zu vereinbaren, da bleibe für gesellschaftliches Engagement wenig Zeit. Gerade junge Frauen aber möchte der Frauenrat aktivieren, um auf ihre Probleme besser eingehen zu können. Der Frauenrat will sich mit anderen Organisationen vernetzen, die für die Belange der Frau eintreten. Eine Verbindung zum Deutschen Frauenring, dem Lokalen Bündnis für Familie, zum Frauenzentrum und zur Universität gibt es bereits. Anvisiert ist sie mit in der Wirtschaft tätigen Frauen und dem Einzelhandelsverband. Der Frauenrat ist ein lockerer Zusammenschluss, der im Moment etwa 15 aktive Mitwirkende hat, die sich jeden zweiten Donnerstag im Monat, 18 Uhr, im Autonomen Frauenzentrum, Zeppelinstraße 189 treffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })