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Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) schneidet auf dem Weihnachtsmarkt den Riesenstollen an.

© Foto: PNN / Ottmar Winter

Mehr Grün, weniger Müll, geringere Mieten: Was sich Potsdamer von Oberbürgermeister Mike Schubert wünschen

Vier Jahre ist der Sozialdemokrat jetzt im Amt - Halbzeit. Was sagen die Bürger:innen zu ihrem Stadtoberhaupt? Wir haben uns umgehört.

Der Johannes-Kepler-Platz im Potsdamer Stadtteil Am Stern sieht an diesem Novembertag noch etwas trister aus als sonst: Die Hochhausblöcke sind grau, der Himmel ebenfalls und es ist kalt. Über den Oberbürgermeister wollen viele Leute hier nicht so gerne reden - das liegt aber offenbar nicht am Wetter.

„Wozu denn? Ändert sich doch eh nix“, sagt eine junge Frau. Rentnerin Marina Bode aber hat etwas zu sagen. Sie findet, gerade hier Am Stern gebe es einiges, worum sich Mike Schubert (SPD) in den nächsten Jahren kümmern könnte: „Früher war das irgendwie anders hier, freundlicher. Man sich wohler gefühlt“, sagt sie. Sie findet, die Stadt könnte dafür sorgen, dass es wieder so wird: „Wieso nicht mal ein richtig schönes Sommerfest veranstalten? Nicht nur irgend so ein Mist, der von der AfD ausgerichtet wird“, sagt sie.

Wieso nicht mal ein schönes Sommerfest am Stern?

Marina Bode, Rentnerin Am Stern

Und dann gebe es noch ein anderes Thema, das viele Menschen im Stadtteil bewege - und auch hier ist ihrer Meinung nach der Oberbürgermeister gefragt: „Viele Leute schimpfen auf die ukrainischen Flüchtlinge. Und ich kann das sogar verstehen“, sagt sie. Es gehe dabei vor allem um die Wohnsituation. Manche hätten das Gefühl, die Geflüchteten würden bevorzugt behandelt. „Es gibt hier schon viele, die seit Jahren auf eine Wohnung warten. Da steigt der Frust.“

Ulrich Meyer, 83 Jahre, aus dem Bornstedter Feld.
Ulrich Meyer, 83 Jahre, aus dem Bornstedter Feld.

© Dominik Lenze

Auch am anderen Ende der Landeshauptstadt, im Bornstedter Feld im Norden, ist Wohnen ein wichtiges Thema: „Die Mieten hier in der Stadt sind schlicht und ergreifend zu hoch“, sagt Ulrich Meyer. Aus seiner Sicht müsste Schubert hier dringend nach Lösungen suchen.

Zu hohe Mieten sind oft Gesprächsthema

Der 83-jährige Meyer ist im Großen und Ganzen enttäuscht von Schubert: „Anfangs war ich sehr angetan von ihm, heute finde ich nicht mehr, dass er ein guter Oberbürgermeister ist“, sagt Meyer. Gegen Schubert spreche aus seiner Sicht auch dessen Umgang mit Mitarbeitenden der Stadtverwaltung: „Also das, was er der Frau Aubel angetan hat, war ein Unding“, sagt Meyer. „Er scheint jedenfalls ein Riesenproblem zu haben, seine Leute zusammenzuhalten“, meint der Pensionär.

Toni Rehfeld, 39 Jahre, aus Potsdam-West.
Toni Rehfeld, 39 Jahre, aus Potsdam-West.

© Dominik Lenze

Toni Rehfeld ist Bauingenieur und wohnt in Potsdam-West. Kommunalpolitische Themen interessieren ihn nicht sonderlich, gibt er zu. Ihm ist es wichtiger, was sich sich direkt vor seiner Haustür abspielt. „Ich wohne in der Kastanienallee in Potsdam-West und da wurden im letzten Jahr viele Kastanien gefällt“, sagt der 39-jährige. „Es gab aber keine Nachpflanzungen“, kritisiert er. Er findet, ein guter Oberbürgermeister müsse sich auch um solche vermeintlichen Kleinigkeiten kümmern. „Grüne Straßen müssen grün bleiben - und zwar gerade in der Stadt“, meint er.

Regina Ziegler, 72 Jahre, aus Babelsberg.
Regina Ziegler, 72 Jahre, aus Babelsberg.

© Dominik Lenze

Die Rentnerin Regina Ziegler findet, dass Schubert häufiger öffentlich zu wichtigen Themen Stellung beziehen sollte. „Ich würde mir wünschen, dass der Oberbürgermeister einfach mehr in Erscheinung tritt“, sagt die 72-jährige aus Babelsberg. Zu sagen gibt es aus ihrer Sicht einiges - zum Beispiel zur Wohnsituation. „Ich hab’s ja gut bei mir in Babelsberg: Es gibt viele Einkaufsläden und auch die Mieten sind bezahlbar für mich - aber man hört ja, dass es immer schwieriger wird“, sagt sie. Außerdem fehlt es aus ihrer Sicht an Treffpunkten für Rentnerinnen und Rentner.

Einigen Potsdamern ist die Landeshauptstadt zu dreckig

Zieglers Freundin Regina Brüggemann, ebenso 72 Jahre alt, ist vor viereinhalb Jahren aus dem sächsischen Zwickau nach Potsdam an den Humboldtring gezogen. „Und ich fühle mich hier wohl“, sagt sie lächelnd, während sie gemeinsam mit Ziegler über den Weihnachtsmarkt schlendert. „Aber eine Sache stört mich nach wie vor: Potsdam ist einfach keine saubere Stadt“, findet sie.

Regina Brüggemann, 72 Jahre, aus Zentrum Ost.
Regina Brüggemann, 72 Jahre, aus Zentrum Ost.

© Dominik Lenze

Bettina Scharff sieht das genau so: „Die Stadt ist dreckig. Wir plädieren für mehr Mülleimer“, sagt die 43-jährige. „Jetzt klingen wir irgendwie spießig“, wirft ihr Ehemann ein, doch seine Frau ist anderer Meinung: „Überhaupt nicht. Wir zahlen mehr als genug Miete, um hier wohnen zu dürfen.“

Sie hätte aber auch noch eine andere Anregung für den Oberbürgermeister: „Es gibt hier zu wenig Jugendclubs. Die Kids hängen selbst bei diesem Wetter draußen rum, zum Beispiel am Bassinplatz - womit wir wieder bei den Mülleimern wären“, sagt sie. „Aber ich persönlich mag den Schubert ja. Das ist ein authentischer Typ, das find’ ich sympathisch“, sagt sie. „Trotzdem: Es gibt hier eben noch einiges zu tun für ihn.“

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